Weniger Trinker, mehr Exzesse dpa, 04.05.2009 13:00 Uhr
Koma-Trinken gehört bei immer mehr Jugendlichen in Deutschland zum Alltag. Mehr als 23.000 Kinder seien im vergangenen Jahr teils bewusstlos betrunken ins Krankenhaus gebracht worden - so viele wie nie zuvor, sagte die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing (SPD) bei der Vorstellung des neuen Drogenberichts. Mehr als 20 Prozent der Minderjährigen seien 2008 mindestens einmal pro Monat betrunken gewesen, berichtete Bätzing. Fast jeder zehnte Jugendliche konsumiere riskant oder gefährlich viel Alkohol.
Trotzdem liegen geplante nationale Aktionsprogramme gegen Alkohol und Tabak wegen Streits in der Koalition auf Eis, kritisierte Bätzing. Sie warf Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) eine Kehrtwende auch aus Rücksicht vor Wirtschaftsinteressen vor. Dabei seien die Pläne bereits abgestimmt gewesen, und es habe es nach langen Verhandlungen Kompromisse gegeben.
Unter dem Strich sei bei Alkohol, Tabak und Cannabis das Ziel, die Konsum-Quoten bei Jugendlichen teils deutlich zu senken, erreicht worden, sagte die Drogenbeauftragte. So hätten 2001 rund 28 Prozent der Minderjährigen geraucht, während es 2008 noch 15,4 Prozent gewesen seien. Beim Alkohol sank der Wert in diesem Zeitraum von 21,2 auf 17,4 Prozent. Zu Cannabis griffen noch 2,3 Prozent der 12- bis 17-Jährigen, nach 3 Prozent 2001.
Die Drogenbeauftragte bekräftigte, dass den Behörden immer mehr Konsumenten harter Drogen erstmals auffielen. Hier habe es im vergangenen Jahr einen 3-prozentigen Anstieg auf rund 19.200 Menschen gegeben. Allerdings bewege sich der Konsum von Amphetaminen, Ecstasy und LSD auf einem stabilen niedrigen Niveau. Die Zahl der Drogentoten stieg im vergangenen Jahr auf 1449.