Weihnachtsbäckerei: Besinnlichkeit aus der Apotheke Deniz Cicek-Görkem, 05.12.2018 08:57 Uhr
Die Saison der Weihnachtsbäckerei hat begonnen und immer mehr Kunden fragen nach weihnachtlichen Backzutaten aus der Apotheke. Nicht alle von ihnen sind ungefährlich. Ein Überblick zu Inhaltsstoffen sowie Funktion der Mittel und Hinweise für die Abgabe.
Apotheken sind oft eine wichtige Anlaufstelle für Kunden, wenn es um Backzutaten für das Weihnachtsgebäck geht. Einige Apotheker werben auf ihrer Website mit Rezepten für gemütliche und besinnliche Advents- und Weihnachtstage und auch bei den Herstellern gibt es in der vorweihnachtlichen Zeit etwas zu entdecken. So konnten Apotheken kürzlich ein Aktionspaket bei Caelo bestellen, bei dem die Produkte selbst zusammengestellt werden konnten. Zusätzlich gab es unter anderem Rezepthefte, Poster und Aufsteller. Die Aktion ist zwar inzwischen beendet, Restmengen sind aber noch über den Hersteller bestellbar.
Zu den häufig nachgefragten Backzutaten in der Apotheke gehören Rosenwasser, Bittermandeln, Pottasche und Hirschhornsalz. Rosenwasser ist häufig unkonserviert und somit mikrobiell anfällig. Bei einer eigenen Herstellung empfiehlt das DAC/NRF die Verwendung von konserviertem Wasser nach NRF S.6. Erhältlich ist aber auch ein fertiges Präparat von Caelo, das bereits mit PHB-Estern konserviert ist. Gewürze und Backzutaten werden von Herstellern auch als Set angeboten, beispielsweise von Otto Fischar. Das „Fischar Weihnachtsbäckerei Set” (PZN 07284207) besteht aus Rosenwasser, Lebkuchengewürz, Pottasche und Hirschhornsalz.
Rosenwasser:
- besteht aus Rosenöl und Wasser
- wird zum Verfeinern von Backwaren, insbesondere zur Zubereitung von Marzipan und Weihnachtsgebäck verwendet
- Hauptinhaltsstoffe sind unter anderem Citronellol, Geraniol und Nerol
Bittermandeln:
- werden zur Herstellung von Christstollen verwendet
- enthalten etwa drei bis fünf Prozent Amygdalin, ein cyanogenes Glycosid
- Während des Verdauungsprozesses entsteht giftige Blausäure (HCN) und Benzaldehyd, HCN behindert die Zellatmung. Unbehandelte Bittermandeln sind für den menschlichen Genuss daher nicht geeignet.
- je nach Körpergewicht können etwa fünf bis zehn Bittermandeln bei Kindern und 50 bis 60 bei Erwachsenen zu einer tödlichen Blausäurevergiftung führen
- Warnhinweise anbringen: „Nur zum Kochen und Backen verwenden”, „Für Kinder unzugänglich aufbewahren”, „Nicht zum Rohverzehr geeignet"
- Die Abgabemenge ist laut Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker (AMK) auf 10 bis 20 g zu beschränken.
Pottasche:
- ist der Trivialname für Kaliumcarbonat
- wird als Triebmittel für Flachgebäck (Plätzchen und Lebkuchen) und Teige mit hohem Zuckergehalt eingesetzt
- Lagerung: kühl und trocken
Hirschhornsalz:
- besteht hauptsächlich aus Ammoniumhydrogencarbonat, Ammoniumcarbonat und Ammoniumcarbamat
- schwacher Geruch nach Ammoniak
- bei unmittelbarem Verzehr gesundheitsschädlich, beim Erhitzen wird das Ammoniak weitgehend ausgetrieben
- wird als Backtriebmittel genutzt
- dient zur Lockerung von flachen Gebäcken, wie zum Beispiel Spekulatius und Lebkuchen
- unterscheidet sich vom Backpulver unter anderem durch das Fehlen saurer Bestandteile
- Lagerung: kühl und trocken und getrennt von anderen Backhilfsmitteln
Über die Apotheken können auch Muskatnüsse, Gewürznelke, Spekulatiusgewürz, Kardamom, Glühweingewürz, Sternanis und Tonkabohnen bezogen werden. Charakteristisch für das Aroma der Muskatnüsse sind die Terpene α-Pinen, β-Pinen, Sabinen, Limonen, Borneol, Terpineol, Eugenol und Isoeugenol. Auch die Gewürznelken enthalten ätherisches Öl, das zum größten Teil aus Eugenol und zu kleinen Teilen aus Eugenolacetat und β-Caryophyllen besteht. Das Aroma des Sternanis wird von trans-Anethol bestimmt.
Aber auch für die besinnliche Atmosphäre „drumherum” können Kunden noch was tun: Die Bahnhof Apotheke Kempten bietet beispielsweise ein „Weihnachtsbäckerei Raumspray” aus eigener Herstellung an. Der wärmende Lebkuchenduft besteht aus Grapefruit, Ingwer, Mandarine, Nelkenknospe, Orange, Tonkabohne, Zimtrinde, Weißtannenhydrolat und Ethanol.