Wearables

EKG-Messgerät in Apple-Armband dpa, 28.10.2016 13:27 Uhr

Fingernagel-großer Sensor in Apple-Watch: Der Herzrhythmus wird beim Auflegen des Fingers auf die Oberfläche gemessen. Screenshot
Berlin - 

Ein Start-up mit einem ehemaligen Top-Manager von Google an der Spitze hat ein EKG-Messgerät in einem Armband für Apples Computer-Uhr Apple Watch untergebracht. Damit könne mit medizinischer Qualität Vorhofflimmern erkannt werden, das ein deutlich höheres Risiko von Schlaganfällen bedeutet, erläuterte der Chef des Anbieters AliveCor, Vic Gundotra, zum Marktstart des „Kardia Band“ in Europa.

Das Gerät, das im Armband steckt, ist etwa Fingernagel-groß. Der Herzrhythmus wird beim Auflegen des Fingers auf die Oberfläche gemessen. Die weit verbreiteten optischen Herzfrequenz-Sensoren, die in der Apple Watch selbst oder in einigen Fitness-Armbändern stecken, könnten zwar den Plus messen, aber nicht den Rhythmus, sagte Gundotra. Die Software seines Start-ups analysiere auch sofort die Daten und zeige auf der Apple-Uhr an, ob der Rhythmus normal sei. „Das war ein großer Teil der Herausforderung, dafür ein Programm zu entwickeln, das so verlässlich ist, dass es eine medizinische Zulassung bekommt.“

In der Software-Analyse der Daten liege die Zukunft, zeigte sich Gundotra überzeugt. So sei festgestellt worden, dass aus dem Herzrhythmus ohne Bluttests Informationen zum Kalium-Pegel gewonnen werden könnten. Das werde gerade mit Ärzten der amerikanischen Mayo Clinic erforscht. „Das Projekt wird noch ein Jahr brauchen – aber es ist schon klar, dass Maschinen in EKG-Daten mehr Dinge erkennen können als Ärzte.“

Die Batterien des Messgeräts sollen rund zwei Jahre halten. Es verzichtet - auch um die Laufzeit zu verlängern – auf Bluetooth-Funk und übermittelt die Daten an die Uhr stattdessen über Hochfrequenz-Töne, die vom Mikrofon der Apple Watch erfasst werden. Die EKG-Daten, in denen die Software ein Problem findet, können mit Notizen an den Arzt übermittelt werden. Gundotra, der in seiner Zeit bei Google unter anderem für die Karten und das soziale Netzwerk Google+ zuständig war, räumte ein, dass es zunächst eine Herausforderung sein könnte, eine breite Schicht an Medizinern für den Einsatz der neuen Technik zu gewinnen.