Warum fühlen wir uns bei 37 Grad nicht am wohlsten? Cynthia Möthrath, 18.07.2022 14:16 Uhr
Bei 37 Grad Celsius kann sogar Nichtstun schweißtreibend sein – obwohl das doch ziemlich genau der Temperatur des Körpers entspricht. Warum ist das eigentlich so? Man könnte doch meinen, der menschliche Organismus müsse bei etwa 37 Grad selbst keinerlei Energie mehr aufbringen, um die Körpertemperatur zu erreichen.
Warum wir uns bei 37 Grad im Schatten bei weitem nicht am wohlsten fühlen, erklärt das Göttinger Max-Planck-Institut (MPI) für Dynamik und Selbstorganisation: Der Mensch produziert völlig unabhängig von der Außentemperatur stetig Wärme. Da sich etwa Herz, Gehirn und Stoffwechsel im Dauerbetrieb befänden, entstehe mehr Wärme, als für die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur gebraucht werde, heißt es. Die Restwärme werde über die Haut an die Umgebung abgegeben.
Was nach Verschwendung klingt, bringt den Körper auf die sichere Seite. Bei kälterem Wetter wird so garantiert, dass genug Energie zur Verfügung steht, um ihn zu wärmen. Überschüssige Wärme muss allerdings raus aus dem Körper. Das geht über einen Austausch mit der kühleren Luft. Je mehr sich Körper- und Außentemperatur angleichen, desto schlechter klappt dieser Mechanismus.
Überschüssige Hitze durch sommerliche Temperaturen
An hochsommerlichen Tagen mit 37 Grad stellt sich „ein Gleichgewicht zwischen Außenbedingungen und körperlicher Aktivität ein“, erklärt der Biometeorologe Andreas Matzarakis, der das Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Freiburg leitet. Das bedeutet für den Menschen, er muss noch mehr von der produzierten Wärme über die Haut abgeben. Das äußert sich durch Schwitzen. Denn der Schweiß verdunstet und kühlt so den Körper.
Gibt es eine Idealtemperatur für uns? Biometeorologe Matzarakis sagt, dass der Mensch bei 27 Grad am wenigsten Energie verbrauche. Er schränkt jedoch ein, dass die ideale Außentemperatur zusätzlich von Faktoren wie Feuchtigkeit, Wind und Sonnenstrahlung abhänge. Allgemein würden sich die Menschen in einem Bereich zwischen 18 und 23 bis 25 Grad Celsius am wohlsten fühlen, erklärt Matzarakis.
Klettern die Temperaturen auf über 30 Grad, können sie dem Körper zu schaffen machen: Das eigene Regulationssystem gerät durcheinander – es kann zu einem Sonnenstich oder Hitzschlag kommen. Die Erkrankungsbilder können ineinander übergehen, daher ist schnelle Hilfe gefragt. Aktuell werden wieder Rekordwerte bei den Temperaturen gemessen. Beim Aufenthalt im Freien kann es dann schnell zu einer Überhitzung des Körpers kommen, welche Beschwerden nach sich zieht.
Hitzschlag & Sonnenstich: Wo ist der Unterschied?
Der Unterschied zwischen einem Sonnenstich und einem Hitzschlag besteht vor allem in der Lebensbedrohlichkeit: Während die Symptome des Sonnenstichs bei entsprechenden Gegenmaßnahmen von allein zurückgehen, stellt der Hitzschlag einen medizinischen Notfall dar, der unmittelbar ärztlich behandelt werden muss.
Werden Kopf und Nacken zu lange der prallen Sonne ausgesetzt, kann es zu einem Hitzestau im Gehirn kommen. Die Hirnhäute werden gereizt, wodurch die typischen Symptome entstehen: Neben Nackensteifigkeit treten vor allem Übelkeit und Erbrechen auf. Außerdem kann es zu massivem Sonnenbrand kommen. Kopf und Nacken sind meist heiß, während der übrige Körper kühl ist.
Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Hitze
Als erste Sofortmaßnahme müssen Betroffene aus der Sonne geholt werden. Kopf und Nacken können mit kühlen Tüchern oder Kompressen gekühlt werden. Außerdem sollte ausreichend Flüssigkeit aufgenommen werden, um den Körper zu entlasten. Ein weiterer Aufenthalt in der Sonne kann zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen und ist unbedingt zu vermeiden.
Ein Hitzschlag entsteht vor allem dann, wenn die Körpertemperatur zusätzlich zu den heißem Umgebungstemperaturen noch hochgetrieben wird, beispielsweise durch körperliche Belastung wie Sport. Überschüssige Wärme kann dann nicht mehr abgegeben werden und die Regulierung der Körpertemperatur versagt. Der Körper stellt die Schweißproduktion ein und überhitzt schließlich.
Auf die Überhitzung reagiert der Organismus mit starker Erschöpfung, einem erhöhten Puls und Blutdruckabfall. Aufgrund der eingestellten Schweißproduktion ist die Haut trocken. Es kann zu Krampfanfällen, Bewusstlosigkeit und Kreislaufstillstand kommen – der Hitzschlag ist immer ein Notfall! Oft zeichnet sich die Komplikation bereits im Voraus ab: Betroffene klagen über Schwindel, Atemnot oder frösteln – gleichzeitig ist die Körpertemperatur bereits erhöht.
Viel trinken & Sonne meiden
Um Sonnenstich und Hitzschlag zu vermeiden, sollte die pralle Mittagssonne nach Möglichkeit gemieden werden. Sport sollte nur in den frühen Morgenstunden oder am späten Abend getrieben werden, wenn die Temperaturen abgekühlt sind. Über Tag sollte eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens zwei Litern eingehalten werden. An besonders heißen Tagen darf es gerne mehr sein, da der Großteil über den Schweiß wieder ausgeschieden wird. Eine Kopfbedeckung kann den Kopf vor der Sonneneinstrahlung schützen, zum Schutz des Nackens eignet sich ein dünnes Baumwolltuch.