Sie verzichten auf ihre Weihnachtsgratifikation

Warum diese Polizisten für einen Apotheker sammelten

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Berlin -

Nicht nur Apotheker kennen Nachtdienste am Heiligabend. Auch Bundespolizisten müssen die Stellung halten, wenn der Großteil des Landes gemütlich unterm Weihnachtsbaum beisammensitzt. Wie Apotheker erhalten auch die Einsatzkräfte eine Sonderzahlung für diesen Bereitschaftsdienst. Die Bundespolizei Klingenthal nutzt diese Zahlungen für den guten Zweck: In diesem Jahr spenden die Bundespolizisten aus Sachsen ihre Gratifikationen an den Hospizverein Vogtland, dessen Vorsitzender der Apotheker Robert Herold ist.

„Das ist eine schöne Sache“, freut sich Herold über die Spende in Höhe von 500 Euro. „Nur mit solchen Spenden sind wir in der Lage, unsere Arbeit zu leisten.“ Der Hospizverein Vogtland bietet seit 2001 Unterstützung für Schwerstkranke, Sterbende und deren Angehörige. Nun profitiert der Verein von einer wohltätigen Tradition der Klingenthaler Bundespolizisten.

Denn seit Jahren spenden die Einsatzkräfte ihre Gratifikationen, die sie für den Spät- und Nachtdienst am Heiligabend erhalten, an soziale Zwecke. „In diesem Jahr waren wir halt dran“, so Herold. „Wir freuen uns sehr, dass unsere Arbeit auf diesem Wege gewürdigt wird.“ Den Kontakt zwischen Bundespolizei und Hospizverein stellte Claudia Rücker, eine der beiden hauptamtlichen Koordinatorinnen des Vereins, her. Alle weiteren Vereinsmitglieder sind ehrenamtlich engagiert. „Deswegen werden wir von dem Geld Ausfahrten und Schulungen für unsere Freiwilligen finanzieren“, gibt Herold Einblicke in seine Pläne.

Auch der Hospizhelferkurs, der im März 2020 startet und der Ausbildung der Ehrenamtlichen dient, kostet Geld – die Spende komme dem Verein also sehr gelegen. Der Apotheker lobt die Aktion der Bundespolizei sehr: „Bei uns im ländlichen Raum kann man von seinem Einkommen gut leben und die Nachtdienstpauschalen kommen ja noch obendrauf. Wenn man sich dann fragt, ob das Geld wirklich glücklich macht oder ob man nicht etwas Gutes damit tut, dann ist das schon eine tolle Aktion.“

Zudem bedanke Herold sich ausdrücklich bei allen großzügigen Spendern des Vereins – vor allem bei denen, deren Wohltätigkeit nicht in den Medien erwähnt wird. „Ich unterschreibe gerade rund um Weihnachten viele Spendenquittungen. Da sind viele engagierte Menschen dabei, die nicht in der Zeitung stehen. Das möchte ich einfach würdigen, denn jeder Euro zählt“, so der Inhaber der Central-Apotheke im vogtländischen Falkenstein. Eine Sache schlägt Herold dennoch auf den Magen: Die Entwicklungen rund um ein Hospiz in der sächsischen Kleinstadt, an dessen Bau der Apotheker maßgeblich mitwirkte. „Es tut mir sehr weh, das da passiert.“

Nachdem der Apotheker seit 2011 viel Zeit und Geld in das 2018 fertiggestellte Hospiz investierte, hoffte er, auch künftig das Projekt begleiten zu dürfen. Doch daraus wurde nichts. Die Diakonie, Trägerin des Hospizes, lässt Herold außen vor, warf ihm vor, die Einrichtung als „mein Hospiz“ bezeichnet zu haben. „Aber es ist doch klar, dass man dazugehören will, wenn man fünf Millionen Euro und sieben Jahre Arbeit investiert“, wundert sich Herold über das Auftreten der Diakonie. Auch den Versorgungsauftrag verlor seine Central-Apotheke. Die Stadt habe außerdem nicht zwischen den zerstrittenen Parteien vermitteln können.

„Die Hoffnung bleibt natürlich, dass sich bald alles wieder befriedet. Bis dahin bleibt uns als Verein nur, gute Hospizarbeit in der Region zu machen“, bleibt der Apothekeninhaber kämpferisch. Die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder stünden jederzeit den Menschen in der Region zur Seite. „Wenn einer unserer Freiwilligen am Samstagabend bei Stollen und Glühwein auf der Couch sitzt und es kommt ein Auftrag, dann springt er auf und hilft gerne“, ist Herold stolz auf seine Hospizhelfer. Er selbst stehe ebenso für ein offenes und ehrliches Arbeiten – und viel Engagement: So ist im kommenden Jahr ein neuer ambulanter Pflegedienst geplant.

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