Sechs Überfälle in vier Wochen

Warnung an Apotheken: Feierabendräuber geht um!

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Berlin -

Apotheker im Nordosten Berlins leben derzeit gefährlich: Ein Räuber treibt dort sein Unwesen und überfällt stets nach demselben Muster Apotheken kurz vor Feierabend. Mindestens sechs mal hat er in den letzten vier Wochen zugeschlagen, die Abstände zwischen den Überfällen werden kleiner. Die Polizei ist auf der Suche nach ihm – hätte aber einer betroffenen Apothekerin zufolge bereits mindestens einen Überfall verhindern können. Wie man sich in einer solchen Situation richtig verhält und sich selbst schützen kann, findet ihr in unserer Übersicht im LABOR von APOTHEKE ADHOC. 

Er kommt stets zur selben Zeit, zwischen sechs und sieben Uhr abends: Ein großer, stämmiger Mann bedroht Apothekenmitarbeiter mit einem Küchenmesser und verlangt das Geld aus der Kasse. Sobald er hat, was er will, verlässt er die Offizin – bisher unerkannt. Und er scheint sich in Richtung Innenstadt vorzuarbeiten: Sein erster Überfall war in Ahrensfelde, nordöstlich von Berlin. Von da an ging es in Richtung Südwesten: Neu-Hohenschönhausen, Alt-Hohenschönhausen und zuletzt, nämlich Mittwochabend, Weißensee.

Nur einen Tag vorher erwischte es die Adler-Apotheke von Arite Lemm auf der Konrad-Wolf-Straße in Alt-Hohenschönhausen. Gegen 18.20 Uhr betrat der Mann die Offizin. „Es scheint, als ob er die Apotheken vorher ausspäht und einen Moment abwartet, in dem keine Kunden da sind“, schätzt Lemm. „Er war ganz ruhig, hat mit dem Messer nicht rumgefuchtelt, sondern es nah am Körper gehabt und in ruhigem Ton das Geld aus allen Kassen verlangt.“ Drei Mitarbeiterinnen und sie selbst waren in dem Moment in der Apotheke.

„Meine Kollegin hat erst versucht, Zeit zu gewinnen. ‚Der Herr ist da‘, hat sie zu mir nach hinten gerufen und den Notfallknopf gedrückt“, erinnert sich Lemm. „Ich wusste gleich, wer mit ‚der Herr‘ gemeint ist. Ich bin dann nach vorn gekommen und habe ihm das Geld aus der Kasse gegeben.“ Der Überfall war für Lemm keine Überraschung. Denn seit Tagen sind die Verbrechen Gesprächsthema unter Apothekern im Berliner Nordosten. Sie informieren sich gegenseitig – weil die Polizei es nicht tut.

„Das frustriert mich“, sagt Lemm. „Wir haben uns bisher alle gewundert, dass die Polizei nicht wenigstens mal ein Rundfax mit Warnung und Täterbeschreibung an die gefährdeten Apotheken herausschickt. Aber bisher kommen von da wirklich gar keine Informationen.“ Deshalb ist ihr wichtig, dass Apotheker in der Region von der Verbrechensserie erfahren.

Genauso frustriert ist man in der Wartenberger Apotheke in Neu-Hohenschönhausen. Sie wurde vergangenen Dienstag überfallen. Kurz nach 18 Uhr kam der Täter in die Apotheke, bedrohte die 32-Jährige Apothekerin Carolin Schuldt mit dem Messer und flüchtete mit dem erbeuteten Geld. Das hätte man verhindern können, ist sie sicher. Denn nur wenige Tage vor dem Überfall hatte sich Inhaberin Dagmar Lelek von sich aus an die Polizei gewandt.

„Ich habe bei der Polizei angerufen und darum gebeten, dass die umliegenenden Apotheken gewarnt werden“, so Lelenk. „Außerdem habe ich nach einer Täterbeschreibung gefragt. Da wurde mir gesagt, dass das Phantombild vom Gericht noch nicht freigegeben wurde. Wenn wir dieses Phantombild da schon bekommen hätten, wäre die ganze Geschichte jetzt vielleicht schon abgeschlossen.“

Denn als ihre angestellte Apothekerin am Dienstag vergangener Woche mit einer Kollegin in der Apotheke war, sah sie den Täter bereits vor dem Überfall. „Er saß auf dem Platz vor der Apotheke auf einer Bank und hat ein Bier getrunken“, erinnert sich Schuldt. „Meine Kollegin hat ihn beobachtet und mir gezeigt. Aber man kann sich ja nicht jedes mal verrückt machen, wenn da einer sitzt und Bier trinkt.“

Nach einer knappen halben Stunde war es dann so weit. „Er stand auf und kam ganz ruhig, mit den Händen in den Hosentaschen, in die Offizin.“ Groß und kräftig sei er, aber nicht dick, beschreibt ihn Schuldt. Er habe breite Schultern, sei wahrscheinlich zwischen 25 und 30 Jahre alt und habe eine eher dunkle Hautfarbe.

Das einzige auffällige an seinem Äußeren sei die Akne im Wangenbereich, Piercings oder Tattoos habe sie nicht gesehen. Außerdem hat sein wenig professionelles Vorgehen der Polizei eine Spur gebracht: Die Bierflasche, die er vor der Apotheke getrunken hat, wurde samt Fingerabdrücken sichergestellt.

Doch das half René Rogge auch nicht. Mittwochabend hat es seine Apotheke am Weißen See erwischt, wieder nach demselben Muster, wieder gegen 18 Uhr. Und wieder rächte sich, dass die Polizei die Apotheker nicht informiert hat. „Ich wusste bis gestern gar nicht, dass es zuvor schon mehrere solche Fälle gab“, sagt Rogge. „Ich habe dann gleich die umliegenden Apotheken benachrichtigt und sie gewarnt, dass sie ihre Tageseinnahmen in nächster Zeit sicher im Backoffice verstauen sollen.“ Das hätte eigentlich die Polizei tun sollen.

Tipps dazu, wie man sich in einer solchen Situation richtig verhält und wie man sich selbst schützen kann, findet ihr in unserer Übersicht im LABOR von APOTHEKE ADHOC.

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