Wärmepflaster: Apotheke oder Discounter APOTHEKE ADHOC, 22.01.2018 18:15 Uhr
Cayennepfeffer gegen Eisen-Aktivkohle-Gemisch: Wie gut sind Wärmepflaster? NDR „Markt“ hat vier Wärmepflaster getestet. Die Produkte kommen aus der Apotheke, dem Discounter und der Drogerie. Das Ergebnis ist heute Abend um 20.15 Uhr zu sehen.
Im Test sind vier Wärmepflaster, mit unterschiedlichen wärmeerzeugenden Inhaltsstoffen. Drei Produkte werden als Medizinprodukt eingestuft, eines als Arzneimittel. Die Preisspanne der Produkte liegt zwischen 66 Cent pro Pflaster für das Produkt von Aldi Nord und 6,35 Euro für Thermacare von Pfizer. NDR stellt die Frage „Sind sie ihr Geld wert?“ Dabei werden Wirkung, Nebenwirkung, Studien und Kontraindikationen in die Bewertung eingezogen.
Wärmepflaster können zum einen durch eine chemische Reaktion selbst Wärme erzeugen oder durch eine Reizung der Haut ein Wärmegefühl verursachen. Klassische Produkte enthalten Cayennepfeffer, wobei das Capsaicin für die Stimulation der Wärme- und Schmerzrezeptoren der Haut verantwortlich ist. Zum anderen kann das dem Capsaicin nachempfundene Nonivamid ein Wärmegefühl erzeugen. Beide Substanzen können die Schmerzwahrnehmung und -weiterleitung beeinflussen. Capsaicin hemmt beispielsweise die Aufnahme von Substanz P in die Nervenzellen. Das Wärmegefühl kann entspannend auf die Muskulatur wirken. Außerdem wird die Durchblutung angeregt, die eine erhöhte Sauerstoffversorgung des Gewebes und einen besseren Abtransport von Stoffwechselprodukten zur Folge hat.
Der Nachteil: Der Pfeffer-Extrakt kann die Haut reizen und Rötung und Brennen hervorrufen. Auch Verbrennungen bis zu einer Bläschenbildung sind möglich, daher sollten die Produkte nicht über Nacht angewendet werden. Zudem kann das enthaltene Wollwachs Kontaktallergien verursachen. Eine Erfahrung, die auch Testerin Andrea machte – das Brennen des ABC-Pflastern empfand sie als zu stark. Bereits beim Anlehnen war es für die Testerin unangenehm heiß. Laut Beschreibung sollte man sich nicht auf das Pflaster legen oder setzen, so der Beitrag.
Ebenfalls bemängelt wurde das Klebeverhalten des Produktes. Das Aldi-Pflaster haftete nach vier Stunden lediglich an einer Ecke. Obwohl dem Produkt eine Wärmewirkung von bis zu acht Stunden zugesprochen wird. Tester Günter stand Thermacare skeptisch gegenüber. Laut Hersteller sollen Personen ab einem Alter von 55 Jahren das Produkt über einem Kleidungsstück tragen. Die Testperson fürchtet ein Verrutschen und findet das Pflaster aus der Drogerie (Rossmann) sympathischer, weil es direkt auf die Haut geklebt werden kann.
Thermacare enthält ein Gemisch aus Eisenpulver, Aktivkohle, Wasser und Salz. Kommt dieses mit Luftsauerstoff in Kontakt, startet die chemische Reaktion. Bereits nach etwa einer halben Stunde ist aufgrund des Oxidationsprozesses eine Temperatur von 40 Grad erreicht, die je nach Produkt zwischen acht und zwölf Stunden gehalten werden kann. Die Experten bezweifeln laut Beitrag eine Wirksamkeit der Produkte. „Es gibt wenige zuverlässige Studien, weil man keine Doppelblindstudien durchführen kann. Es ist schwer zu messen oder objektiv festzustellen, inwieweit die Wirkung sich entfalten kann“, wird Orthopäde Dr. Torsten Rusch zitiert. Die Wirksamkeit der Arzneimittelpflaster sei hingegen überzeugend belegt.
Tabu sind Wärmepflaster bei verletzter oder empfindlicher Haut. Hier sollten die Patienten vorab Rücksprache mit dem Arzt halten, ebenso bei Diabetes, Herzerkrankungen oder rheumatoider Arthritis. Bei akuten Sportverletzungen, Prellungen und Zerrungen ist Kälte angezeigt, in diesen Fällen könnte Wärme die Beschwerden verschlimmern. Laut Experten muss es jedoch nicht immer ein Wärmepflaster sein, geeignet sind auch Infrarotlampen, Wärmflaschen, Körnerkissen. Außerdem im Handel sind Wärmesalben und Heizkissen.