Wackelfiguren zum Wermelsgeist Torsten Bless, 14.04.2018 14:16 Uhr
Ein Apothekenteam klatschte eine Minute lang für alle gebeutelten Pflegekräfte der Republik. Auf YouTube ist das Solidaritätsvideo zu sehen. Über diese und andere Aktionen berichten wir auch diese Woche.
Schlümpfe im Schaufenster: Pillekuchen auf Pumpernickel mit einem Klecks Apfelmus, Quinoa-Bratlinge mit würzigen Dips, Speckpfannekuchen im Miniformat – den Teilnehmern des „Hungrigen Dellmann“ wurden einige Köstlichkeiten geboten. Der Marketingverein „Wir in Wermelskirchen“ hatte viele Einzelhändler und Gastronomen für seinen ersten kulinarischen Rundgang eingespannt.
Um die Mägen zwischen all den Schlemmergängen ein wenig schließen zu helfen, schenkte Ursula Buhlmann in ihrer Bergischen Apotheke selbst gefertigten Wermelsgeist aus. Der Kräuterlikör ist auch bei den Stadtfesten präsent. So nebenbei durften die Gäste einen Blick hinter die Apothekenkulissen werfen. „Gerade die Technik des Kommissionierautomaten war für viele faszinierend“, erzählt Buhlmann.
Die Apothekerin macht in der nordrhein-westfälischen Gemeinde mit vielen Aktionen von sich reden. Ein Dauerbrenner ist das „Sammelsurium“. Etwa alle sechs Wochen wird ein Schaufenster für die Schätze von Kunden frei geräumt. „Es ist immer wieder faszinierend, was die Leute so alles sammeln“, meint Buhlmann. „Häufig sind die Dinge in Kartons und Kisten verpackt, hier haben die Leute die Möglichkeit, sie ganz auszubreiten.“ Schlümpfe, Schalke-04-Devotionalien, Eulen, Schneemänner, Omnibusse oder Holzeisenbahnen – das alles und noch viel mehr fand sich in der Auslage schon wieder. Buhlmann ist gespannt auf viele weitere Kostbarkeiten.
Applaus, Applaus! „1min.care“ nennt sich eine „Power-Challenge“ für die Pflege in Deutschland. Jeder ist willkommen, 60 Sekunden Applaus auf Video zu bannen. Ziel ist es, genug Material für einen 24 Stunden langen Film zusammen zu bekommen. Er zollt sinnbildlich den Menschen Tribut, die der Bevölkerung 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehen.
Mitmachen ist ganz einfach: Es braucht nur ein Handy zum Filmen und mindestens drei Menschen, die Beifall klatschen wollen. Der Ort ist frei wählbar. Mindestens drei oder mehr Personen sollten sich hier zusammenfinden. Die Videos erscheinen nach und nach auf der YouTube-Seite von 1min.care.
Auch das Team der Hubertus-Apotheke in Köln ist hier bereits zu finden. „Eine Stammkundin hat uns erzählt, wie unterversorgt und vernachlässigt der Pflegebereich ist und für das Projekt geworben“, sagt Inhaberin Thien Hoang. „Ich fand das eine süße Idee, gerne habe wir dafür eine Minute unserer Arbeitszeit geopfert.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen hielten die Mitarbeiterinnen die Challenge auf die Sekunde durch. „Aber hinterher taten uns die Hände ein wenig weh“, lacht Hoang. „Das hatten wir vorab unterschätzt.“
Kalendergeld für gesundes Hort-Essen: Im Oktober 2015 übernahm Mathias Weis die Eulen-Apotheke am Dreieck im sachsen-anhaltinischen Aken. „Von Anfang an wollte ich Projekte in der Region unterstützen.“ Fündig wurde er quasi in der eigenen Familie. „Unsere Kinder gehen in den örtlichen Hort. Die Leiterin Ingrid Grey und ihre Kollegen wollen den Kindern gesundes Essen nahe bringen, das kennen nicht alle von daheim.“
Weis stellte eine Spendendose für den Hort auf den HV-Tisch. „Zum Ende des Jahres hin geben wir unsere Kalender gegen einen freiwilligen Obolus von 50 Cent ab“, erzählt Weis. „Meist entsteht ein krummer Betrag, den wir dann großzügig aufrunden.“ Im ersten Jahr kamen 400 Euro zusammen, im zweiten Jahr waren es schon 500 Euro. „Jetzt waren die Kunden besonders spendabel, wir konnten sagenhafte 600 Euro überreichen.“ Die Freude im Hort war groß. Das Geld hilft mit, zwei Stiegen Äpfel pro Woche aus der Region zu finanzieren. „Natürlich in Bio-Qualität“, sagt Weis.
Neuntklässler-Praktikantin in Apotheke: In Betriebe des Kreises Ortenau schwärmten jüngst Schüler des Einstein-Gymnasiums Kehl aus. Janine Walter absolvierte ihr einwöchiges Bogy-Praktikum bei der örtlichen Anker-Apotheke. Sie durfte Medikamentenpäckchen nach Frankreich packen und Arzneimittel einräumen. „Ich interessiere mich für Pharmazie und Medizin, daher hat das Praktikum hier gepasst“, erzählte die Neuntklässlerin der Mittelbadischen Presse. Filialleiter Omar Mneimneh-Jan betonte, es sei ihm wichtig gewesen, „dass eine Apotheke nicht nur aus dem Verkaufstisch besteht, sondern auch aus dem, was sich dahinter abspielt“.