Vor Strafgebühr: Kampagne für Notfall-Nummer dpa, 21.07.2018 15:56 Uhr
Patienten mit akuten Beschwerden sollen sich künftig am Telefon zum richtigen Arzt oder in eine Notaufnahme lenken lassen. Das soll über die Bereitschaftsdienstnummer 116 117 funktionieren. Damit soll nach dem Willen von Deutschlands Kassenärzten das Problem überfüllter Notaufnahmen behoben werden. Wer nicht als Notfall behandelt werden muss, dem soll über die 116 117 ein passender Arzt genannt werden, wie der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, sagte.
„Der Großteil der Patienten in den Notfallambulanzen der Krankenhäuser ist dort heute nicht am richtigen Platz“, sagte Gassen. Zunächst will die KBV die bundesweite Nummer 116 117 durch eine kommendes Jahr startende Kampagne bekannter machen. Zuletzt hatte Gassen für Empörung gesorgt – er hatte eine Gebühr als Sanktion ins Spiel gebracht, falls Patienten künftig trotzdem einfach in die Notaufnahme gehen.
Als medizinischer Notfall gelten dagegen Bewusstlosigkeit oder eine erhebliche Bewusstseinseintrübung, Atemnot, heftige Brustschmerzen sowie nicht stillbare Blutungen. Auch ein Unfall mit Verdacht auf starke Verletzungen, Stromunfälle und erhebliche Verbrennungen sind Fälle für die 112.
Die Notaufnahmen müssten aber in der Lage sein, sich schnell um Unfallpatienten, Herzinfarkte oder
Schlaganfälle zu kümmern. „Bagatellerkrankungen gehören da nicht hin.“ Zuletzt hatten die Regierungsberater des Sachverständigenrats fürs Gesundheitswesen Anfang Juli für eine bessere Steuerung der Patienten plädiert. Gassen sagte: „Rund 5000 Stellen in den Krankenhäusern und über 3000 Arztsitze sind bereits jetzt nicht besetzt.“ Wachsender Ärztemangel zwinge zu einem effizienten Einsatz der Ressourcen.
Beim Anruf eines Patienten soll medizinisches Fachpersonal zuerst eine Ersteinschätzung auf Basis eines standardisierten Fragenkatalogs geben: Braucht jemand dringend Hilfe? Ist ein Hausbesuch nötig? Sollte der Patient zu einer Bereitschaftspraxis? Ein Arzt kann wenn nötig am Telefon zugeschaltet werden.
Wenn der Patient einen Arzt konsultieren sollte, soll eine Praxis in der Nähe vermittelt werden können. „Im Notfall wird eine
Notaufnahme genannt oder auch direkt ein Krankenwagen zu ihm geschickt“, sagte Gassen.
Noch ist es nicht soweit. Zunächst will die KBV die bundesweite Nummer 116 117 durch eine kommendes Jahr startende Kampagne bekannter machen. 2017 kannte laut einer Umfrage nicht einmal jeder Zehnte die seit 2012 neben regionalen Nummern existierende Hotline. „Wir sind dabei, das Angebot hinter dieser Nummer auszubauen“, erläuterte Gassen. Um die nötige IT-Technik hätten sich die regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen bereits gekümmert.