Fehlernährung

Von Hirschhausen: Verzicht auf „Zuckerschrott“ fällt schwer

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Berlin -

Der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen wird bei einer gewissen Süßigkeit selbst schwach, will sich aber heute mit Ärzte-Kollegen für politische Maßnahmen gegen Fehlernährung aussprechen – für eine Zuckersteuer zum Beispiel. Warum der 50-Jährige das für nötig hält, erklärt er im Interview.

dpa: Fehlernährung – was ist das für Sie, was steht bei Betroffenen im Kühlschrank?
Von Hirschhausen: Limonaden, Fruchtjoghurts, Fertigprodukte, Frühstücksflakes - die Liste ist lang, aber eines ist allen gemeinsam: Sie enthalten so viel Zucker, dass sie keine Lebensmittel, sondern Süßigkeiten sind. Zucker ist schädlich. Das wusste man eigentlich schon lange, jetzt ist es wissenschaftlich noch klarer bewiesen. Vielen ist nicht klar, dass die leeren Kalorien von einer einzigen Dose Cola pro Tag auf Dauer schon den Unterschied zwischen Normalgewicht und Fettleibigkeit machen können.

Warum soll es nicht möglich sein, auf die Flaschen und Dosen das raufzuschreiben, was drin ist? Und warum soll es nicht möglich sein, den Schaden, den das Zeug anrichtet, für uns als Gesellschaft in den Preis mit einzurechnen? Jedes Kind sollte schon im Kindergarten lernen, was ihm guttut und was nicht. Dann könnten die Kinder das auch ihren Eltern sagen!

dpa: Sie sprechen sich für ein Eingreifen der Politik aus. Warum jetzt? Was könnte sich dadurch für die Menschen zum Guten ändern?
Von Hirschhausen: Was gab es in meiner Jugend an der Tankstelle? Benzin! Und wie kam man zur Schule? Zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Wo hat man am Nachmittag gespielt? Draußen, Fußball oder Räuber und Gendarm. Heute gibt es an jeder Tankstelle rund um die Uhr alles, was viel Kalorien, Fett, Zucker und Salz hat. Die Kinder und Erwachsenen sind doch heute nicht dümmer oder willensschwächer als vor 30 Jahren - aber sie sind viel dicker, weil wir anders leben.

Wenn sich also die Rahmenbedingungen komplett verändert haben, ist es Unsinn, immer nur an die Eigenverantwortung zu appellieren, wenn das offensichtlich nicht reicht. Dicke sind nicht selber schuld an ihrem Übergewicht, die allermeisten Menschen sind überfordert, ständig und überall Nein zu sagen zu Zuckerschrott.

dpa: Haben Sie selbst eine Schwäche für ein ungesundes Nahrungsmittel?
Von Hirschhausen: Sie sollten mich nie mit einer Tafel Marzipan-Schokolade alleine in einem Raum lassen, da kann ich für nichts garantieren. Wer nicht genießt, wird ungenießbar!

dpa: Sie haben kürzlich mit sogenanntem Intervallfasten erfolgreich abgenommen. Worauf beruht Ihrer Meinung nach der Erfolg?
Von Hirschhausen: Im Neandertal gab es keine fünf Mahlzeiten am Tag. Da rannte das Mittagessen manchmal noch zwei Tage vor uns her. In dieser Zeit wurde unser Körper programmiert. Der Körper braucht Pausen, um von Nahrungszufuhr auf Nahrungsverwertung umzuschalten. Wenn wir ständig und überall etwas vor uns hin mampfen, weiß der Körper gar nicht, wann er mal Zeit hat, die Zellen zu entrümpeln, Fett aus den Polstern zu verbrennen und alte Eiweiße loszuwerden. Deshalb braucht es 12 bis 16 Stunden Pausen, und glauben Sie mir – in den 8 Stunden, die übrig bleiben wird man satt.

Zur Person: Der 50-jährige Arzt Eckart von Hirschhausen studierte Medizin und Wissenschaftsjournalismus in Berlin, London und Heidelberg. Er arbeitet als Komiker, Autor („Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“) und Moderator („Hirschhausens Quiz des Menschen“).

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