Vogelgrippe

Forscher wollen H7N9 aggressiver machen dpa, 08.08.2013 10:58 Uhr

Berlin - 

Forscher wollen für Experimente die Aggressivität der tödlichen Vogelgrippeviren H7N9 künstlich steigern. Zum besseren Verständnis der Erreger seien sogenannte „gain-of-function“-Untersuchungen nötig, argumentierten die Virologen Professor Dr. Ron Fouchier und Professor Dr. Yoshihiro Kawaoka in einem offenen Brief im Fachmagazin „Nature“.

Bei solchen Versuchen erhält ein Gen eine neue Funktion oder eine höhere Aktivität. An dem Erreger sind bis Juli laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) 43 Menschen gestorben. Zwar sei der Ausbruch derzeit gebannt, aber im Winter könnte das Virus wieder auftauchen, schreiben die Forscher. Solche Experimente sind jedoch höchst umstritten.

Der Chef-Epidemiologe von Chinas Zentrum für Seuchenbekämpfung, Dr. Zeng Guang, findet derartige Forschungen fahrlässig: „Künstliche Veränderungen des Virus sind sehr gefährlich.“ In der Natur könne die Veränderung eines Erregers viele Jahre dauern.

Im Labor werde allerdings unmittelbar ein umgewandeltes Virus erzeugt. „Das basiert nicht auf wirklich wissenschaftlichen Forschungen“, kritisierte er. Schließlich gebe es keine Garantie, dass sich das Virus in der Realität genau so verändern würde, wie die künstlich erzeugten Mutationen im Labor.

Fouchier und Kawaoka führen hingegen einen großen wissenschaftlichen Nutzen an. Dank der Experimente ließen sich bessere Impfstoffe entwickeln, die Gefahren eines neuen Ausbruchs besser studieren und künstlich die Risiken neuer Übertragungswege analysieren. „Weitere Forschungen sind nötig, einschließlich von Experimenten, die zu 'gain-of-function'-Untersuchungen gehören“, heißt es weiter in dem offenen Brief der Forscher.

Die von den Forschern Fouchier und Kawaoka propagierten Experimente wären nicht die ersten derartigen Untersuchungen. Beide Wissenschaftler hatten bereits mit dem Vogelgrippevirus H5N1 experimentiert, an dem laut WHO seit 2003 mehr als 300 Menschen starben. Aber nach massiver Kritik mussten sie pausieren.

Fouchier argumentierte schon damals, dass Gesundheitsbehörden auf einen Ernstfall besser vorbereitet seien. Kritiker hielten entgegen, dass die Risiken zu groß seien und im Labor Biowaffen geschaffen würden, die gestohlen und gegen Menschen eingesetzt werden könnten.