Vitatel: Smartwatch als Notfallknopf Marion Schneider, 28.05.2018 12:54 Uhr
Der Hausnotruf ist bei vielen Menschen mit einem Stigma verbunden. Die Folge: Nur 5 Prozent der Berechtigten installieren ein solches System. Die Vivago Move Care Watch soll damit aufräumen. Bei den VISION.A Awards wurde der Hersteller Vitatel dafür mit Silber in der Kategorie BIZ.VISION ausgezeichnet.
Vivago Move soll anders als der klassische Hausnotruf nicht nur reaktionär, sondern auch präventiv eingesetzt werden. Die Uhr erkennt, wenn sich der Status des Trägers verschlechtert, indem sie die aktuell gemessenen Daten mit den gespeicherten Informationen der vergangenen 14 Tage vergleicht. „Dazu registriert die Uhr Bewegungsmuster, auf der zugehörigen App können Aktivitäten, Schlaf- und Biorhythmus dokumentiert werden“, erklärt Geschäftsführer Achim Hager. Die Daten werden ausgewertet und die Ergebnisse in der App in Form einer Ampel angezeigt.
Neben der Patienten-App gibt es auch eine Betreuungs-App für Verwandte, die so den Gesundheitszustand überwachen und schnell reagieren können. Auch beim Service-Team laufen die Daten ein. Wenn nötig, wird hier sofort die Notfallkette in Gang gesetzt. Der Patient kann selbst einen Notruf auflösen, indem er auf auf den großen Notfallknopf auf der Uhr drückt.
Die Uhr ist äußerlich kaum von einer normalen Digitaluhr zu unterscheiden. Sie muss ständig getragen werden und auch das Android-Smarthphone muss immer in der Nähe sein, damit die Daten übertragen werden können. „Das ist total unauffällig, denn heute hat ohnehin jeder ein Smartphone dabei“, so Hager. Eine spezielle Bluetooth-Technik soll dafür sorgen, dass sich die Uhr nicht aus Versehen mit einem anderen Gerät verbindet.
Die Uhr wurde ursprünglich von der finnischen Firma Vivago auf den Markt gebracht und in den vergangenen zwei Jahren in Kooperation mit Vitatel weiterentwickelt. Sie ist zwar kein Medizinprodukt, aber in der EU zugelassen und hat eine CE-Zertifizierung. Wenn es nach Hager geht, soll sie schon bald in Apotheken verkauft werden. Bisher beliefert Vitatel sie direkt. „Bei der Verleihung der VISION.A Awards sind wir zum ersten Mal mit dem Großhandel in Kontakt gekommen“, freut sich Hager.
Er ist überzeugt, dass jeder Smartphone-kundige Apotheker die Installation leicht durchführen kann. Man müsse die App lediglich aus dem Store herunterladen und die Daten eingeben. Trotzdem will man in Zukunft ein Online-Training anbieten.
Die Käufer müssen für das System derzeit meist noch selbst in die Tasche greifen. Zwar dürfen die Kassen die Kosten für die Uhr übernehmen, das sei jedoch eine Einzelfallentscheidung. Damit sich das bald ändert, führt Vitatel derzeit lose Gespräche mit einer Pilot-AOK, in denen mögliche Anwendungsszenarien besprochen werden. „Wir wollen zunächst die Einzelfallentscheidung vereinfachen und Vertrauen aufbauen“, erklärt Hager. Mit der Allianz wird derzeit über mögliche Pilotprojekte gesprochen.