Nahrungsergänzung

Vitamin D: Warentest rehabilitiert Arzneimittel

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Berlin -

Die dunkle Jahreszeit hat begonnen und mit ihr boomt der Markt der Vitamin-D-Präparate. Stiftung Warentest hat 21 Produkte aus Apotheke und Einzelhandel getestet. Das Ergebnis ist eindeutig: „Nahrungsergänzungsmittel floppen“. Aus Sicht der Tester dürfen sie nicht höher dosiert sein als Produkte, die als Arzneimittel eingestuft sind.

Fünf rezeptfreie Arzneimittel aus der Apotheke und 16 Nahrungsergänzungsmittel (NEM) aus Apotheke, Drogerie und dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) haben die Tester eingekauft und bewertet. Als Experte stand Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Frankfurt zur Seite. Geprüft wurde nach folgenden Kriterien: Sind Wirksamkeit beziehungsweise der Nutzen belegt? Sind entsprechende Warnhinweise im Beipackzettel enthalten? Sind bedenkliche oder umstrittene Hilfs- oder Inhaltsstoffe enthalten? Wurden die vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfohlenen Höchstmengen eingehalten?

Die Behörde hatte in diesem Jahr die empfohlene Höchstmenge für Vitamin D auf 20 µg beziehungsweise 800 I.E. angehoben. Zuvor lag die Obergrenze bei 5 µg. Bis zu einer Tagesdosis von 20 µg könnten die Präparate laut Expertenkommission noch als NEM eingestuft werden, höhere Dosierungen sind als Arzneimittel anzusehen. Die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) sieht die Obergrenze bei 100 µg für die Gesamtzufuhr.

Alle Arzneimittel im Test enthalten 1000 I.E Vitamin D3 und erhalten grünes Licht. Dekristol (Mibe), Vigantol (Merck), Vitagamma (Wörwag), Vitamin D Sandoz (Hexal) werden mit „sehr gut“ bewertet. Positiv findet Warentest, dass in allen Packungsbeilagen der Arzneimittel vor Stoffwechselstörungen wie Hyperkalziämie oder Hyperkalziurie gewarnt wird.

Vitamin D3 Hevert erhält die Gesamtnote „gut“, denn Patienten könnten durch eine Passage im Beipackzettel verunsichert werden. Der Hersteller schaffe einen Zusammenhang zwischen Colecalciferol und Krebserkrankungen, Multipler Sklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Dass Vitamin D vor den Erkrankungen schützt, ist derzeit jedoch nicht belegt. Im Februar hatte Warentest Vitamin D solche Superkräfte abgesprochen. „Die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten kann nach derzeitiger Erkenntnis weder Krebs noch Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden vorbeugen“, schlussfolgerte Warentest aus der aktuellen Studienlage. „Gesunden, aktiven Erwachsenen bringen Vitamin-D-Pillen nichts.“

Die NEM floppen. Weil diese „keinen Nutzen für den gesunden Verbraucher“ haben, könne die Bewertung im besten Fall mit der Gesamtnote „befriedigend“ erfolgen. Im Notenspiegel bergab ging es zusätzlich für Deklarationsmängel und Überdosierungen. Die Hälfte der NEM weist aus Sicht von Warentest „erhöhte“ oder „stark erhöhte“ Vitamin-D-Gehalte auf. Vier Präparate überschreiten eine Tagesdosis von 25 µg und liegen somit über dem Gehalt der Arzneimittel. Dafür gibt es zwei Noten Abzug.

Betroffen sind unter anderem Orthomol Vitamin D3 Plus und Vitamin D Verla Pur. Vier weitere NEM – darunter Doppelherz aktiv Vitamin D 1700 I.E. Extra (Queisser), Taxofit Vitamin D3 1500 I.E (Klosterfrau) und Tetesept Vitamin D3 hochdosiert 1700 – enthalten Tagesdosen zwischen 37,5 µg und 42,5 µg und somit „stark erhöhte Mengen“. Die genannten fünf Präparate wurde mit „ungenügend“ bewertet.

Die Eigenmarken von Rossmann und dm – Altapharma Vitamin D3 1000. I.E. und Das Gesunde Plus Vitamin D3 – wurden mit „mangelhaft“ bewertet. Das dm-Produkt habe wie die meisten NEM Deklarationsmängel. Warentest kritisiert die fehlenden Hinweise auf die körpereigene Synthese von Vitamin D und darauf, dass in der dunklen Jahreszeit die Vitamin-D-Produktion verringert ist.

Warentest rät Verbrauchern davon ab Vitamin-D-haltige Präparate auf eigene Faust einzunehmen, sondern vorab mit dem Arzt Rücksprache halten. Der Nutzen der Produkte für den gesunden Verbraucher sei fraglich, so die Tester. NEM seien außerdem nicht dazu bestimmt, einen vom Art diagnostizierten Mangel auszugleichen oder Erkrankungen zu behandeln. Wer in Eigenregie dem Körper dauerhaft zu hohe Dosen Vitamin D3 zufüge, riskiere Störungen des Calciumstoffwechsels und der Knochengesundheit sowie Nierenschäden.

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