Die dunkle Jahreszeit bricht langsam an und die Substitution von Vitamin D ist wieder in aller Munde. Kaufland hat in dem Zusammenhang nun Vitamin D-Pilze im Sortiment.
Seit September hat die Supermarktkette die braunen Champignons mit auffälliger Kennzeichnung in den Regalen. Es handelt sich um Pilze mit einem besonders hohen Gehalt an Vitamin D. Bereits der Verzehr von nur zwei bis drei Champignons soll die laut Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) empfohlene Tageszufuhr zu 100 Prozent decken.
In Kooperation mit der Universität Freiburg und Professor Dr. Paul Urbein entwickelte der Lebensmittelhändler die proteinreichen Pilze, um einen weiteren Beitrag zur gesunden Ernährung zu leisten. Im Vergleich zu herkömmlichen Kulturchampignons sollen die gezüchteten Pilze laut offizieller Mitteilung einen 25 Prozent höheren Anteil an Vitamin D haben. Auf der Verpackung für den Endverbraucher wird allerdings mit einer 30-fachen Menge beworben.
Während der Zeit in den Zuchträumen sind die Pilze keinem Sonnenlicht ausgesetzt, erhalten jedoch eine Vorstufe von Vitamin D (Ergosterol). Eine spätere kurzzeitige Beleuchtung mit UV-Licht führt dann zu einem deutlich erhöhten Gehalt. Dieser Vorgang soll der Produktion von Vitamin D durch das Sonnenlicht ähneln.
80 Prozent des benötigten Vitamin D werden mit Aufnahme von Sonnenlicht produziert. Die restlichen 20 Prozent müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Bei fehlender endogener Synthese sollte man als Erwachsener um die 20 µg aufnehmen. Auch deshalb sollte der Verzehr mit Vorsicht zu genießen sein: Eine regelmäßige tägliche Zufuhr von mehr als 100 µg kann die Calciumausscheidung über die Niere erhöhen, im fortgeschrittenen Stadium die Nieren schädigen und zum Nierenversagen führen. Schwierigkeiten bei der Aufnahme von Vitamin D haben vor allem Personen mit Erkrankungen wie Morbus Crohn, Zöliakie oder Gallenblasenproblemen. Auch bei adipösen Personen ist die Aufnahme erschwert.
Vitamin D zählt laut Verbraucherzentrale Niedersachsen zu den am häufigsten über Nahrungsergänzungsmittel verabreichten Vitaminen. Dabei sei im Sommer gar kein Bedarf für eine Substitution, denn der Körper könne das fettlösliche Vitamin bei regelmäßiger und ausreichender UVB-Strahlung selbst in der Haut bilden. Eine zusätzliche Einnahme des Sonnenvitamins ist meist nicht erforderlich, im Winter zehre der Körper vom im Sommer abgelegten Depot in Fett- und Muskelgewebe, meint die Verbraucherzentrale.
Für rund 177 Millionen Euro verkauften allein Apotheken im Jahr 2017 laut Iqvia Vitamin-D-Präparate. Colecalciferol ist als OTC-Arzneimittel auf 1000 I.E. pro abgeteilter Form gedeckelt; alle höherdosierten Produkte sind verschreibungspflichtig. Als Nahrungsergänzungsmittel sind jedoch Präparate mit bis zu 4000 I.E. erhältlich, dies entspricht der von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) pro Tag für zulässig erklärten Menge. Eine Indikation darf dabei nicht angegeben werden. Jedoch sind auch höher dosierte Präparate als OTC-Produkte erhältlich.
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