Baumwollmasken und chirurgischer Mundschutz

Viren werden beim Husten nicht gestoppt

, Uhr
Berlin -

Die Diskussionen über den Effekt und Nutzen von selbstgenähten Mund-Nasen-Masken aus Baumwolle oder einfachem chirurgischen Mundschutz halten sich hartnäckig. Experimente des Asan Medical Center in Seoul wollen nun gezeigt haben, dass die Viren beim Husten nicht durch die Masken aufgehalten werden – und somit auch keinen Schutz für die Mitmenschen bei einer unbemerkten Infektion darstellen.

Zur Auffrischung: Es gibt zwei Arten von Schutzmasken – einfacher medizinischer Mundschutz und Atemschutzmasken mit verschiedenen FFP-Klassen. Die Klassifizierung von partikelfiltrierenden Atemschutzmasken erfolgt in drei Gruppen: FFP1, FFP2 und FFP3. Diese Masken schützen nur vor Feststoffen – zum Schutz vor Gasen und Dämpfen werden spezielle Vollmasken mit Filtereinheit benötigt. FFP3 Masken werden in Laboren beim Umgang mit Viren und Bakterien eingesetzt. Es stehen unterschiedliche Varianten zu Verfügung. Um einen optimalen Schutz zu erhalten, sollte die Maske eng anliegen, Formmasken lassen sich durch einen Metallbügel individuell an die Nase anpassen. Spezielle Masken der FFP3-Klasse enthalten einen zusätzlichen Nanofilter.

Baumwollmasken als Notlösung

Da sowohl die FFP-Masken wie auch herkömmlicher Mundschutz mittlerweile kaum noch zu bekommen sind, weichen viele Menschen – auch im beruflichen Feld – auf selbstgenähte Masken aus. Diese sollen den Tragenden zwar nicht vor Sars-CoV-2 bewahren, allerdings einen Spuckschutz darstellen und somit bei einer unbemerkten Infektion die Mitmenschen vor Speicheltröpfchen oder Nasensekret schützen. Die aktuellen Untersuchungen zeigen nun jedoch, dass weder Baumwollmasken noch chirurgischer Mundschutz eine sichere Barriere darstellen. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Annals of Internal Medicine“ veröffentlicht.

Für das Experiment wurden beide Masken an vier Patienten getestet, die an Covid-19 erkrankt waren. Alle Patienten sollten jeweils fünf Mal auf eine Petrischale husten. Diese befand sich 20 cm vor ihrem Gesicht. Die Durchführung wurde vier Mal wiederholt: Beim ersten Durchlauf trugen die Patienten keine Maske, beim zweiten den chirurgischen Mundschutz, beim dritten eine Baumwollmaske und beim vierten Durchlauf waren sie nochmals ohne Maske.

Keine Unterschiede in der Viruslast

Die mittlere Viruslast der Teilnehmer vor dem Experiment lag im Nasopharynx-Abstrich bei 5,66 log Kopien/ml, in den Speichelproben durchschnittlich bei 4,00 log Kopien/ml. Beim Anhusten der Petrischalen zeigten sich durch die Masken kaum Unterschiede: Ohne Maske konnten in den Petrischalen 2,56 log Kopien/ml gemessen werden, beim Husten durch die chirurgische Maske wurden 2,42 log Kopien/ml gemessen und beim Husten durch die Baumwollmaske 1,85 log Kopien/ml. Zudem konnten die Forscher auch an der Außenseite der Masken Virusmaterial nachweisen, während auf der Innenseite teilweise keine Viren zu finden waren. Die Ursache für letzteres bleibt jedoch ungeklärt.

Den Forschern zufolge sind die Ergebnisse allerdings ein Hinweis darauf, dass weder Baumwollmasken noch chirurgische Masken die Viren von hustenden Patienten sicher aufhalten können. Andere kürzlich veröffentlichte Untersuchungen hatten gegenteilige Ergebnisse geliefert: Bei Experimenten mit Patienten, die mit saisonalen Coronaviren infiziert waren, hatten chirurgische Gesichtsmasken die Viren abgehalten.

Bei diesen Untersuchungen wurden die Viren jedoch nicht auf der Petrischale bestimmt, sondern mithilfe eines speziellen Geräts in der Atemluft. Außerdem wurden die Teilnehmer nicht gebeten zu husten – möglich wäre demnach, dass die Masken beim normalen Atmen zwar die Viren abhalten, nicht jedoch beim Husten. Denn dabei werden die Viruspartikel mit einer starken Beschleunigung verbreitet.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema

APOTHEKE ADHOC Debatte