Ärzteportal

Virchowbund zeigt Zweitgutachter an

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Der NAV-Virchowbund hat die Initiatoren des Zweitmeinungsportals „Vorsicht! Operationen“ angezeigt. Seit vergangener Woche können sich Patienten vor einer OP die Zweitmeinung von neun Chefärzten einholen. Kostenpunkt: Bis zu 600 Euro pro Beratung. Der Ärzteverband sieht das Berufsrecht verletzt und hat die teils schon pensionierten Chefärzte bei den jeweiligen Landesärztekammern angezeigt.

Die neun Gründer des Portals wollten auf die hohe Zahl überflüssiger Operationen aufmerksam machen: „Es werden zig Operationen gemacht, die nicht dem Patienten nutzen, sondern nur dem Arzt“, sagt Professor Dr. Hans Pässler, Knie-Spezialist aus Heidelberg und einer der Initiatoren des Portals

Die Patienten schicken den Medizinern ihre Röntgenbilder, Laborbefunde und einen ausgefüllten Fragebogen und bekommen dann ein Zweitgutachten. Dieses wird laut Pässler von einer „Gruppe Seniorenchirurgen“ ausgestellt: ehemalige Chefärzte, die kürzlich in den Ruhestand gegangen sind oder demnächst gehen. In der ersten Woche haben sich Angaben der Betreiber zufolge bereits 150 Patienten angemeldet.

„Diagnose und Beratung, wie sie den Patienten hier über das Internet angeboten werden, sind nach dem Berufsrecht nicht zulässig. Die Kosten von bis zu 600 Euro sind zudem nicht mit der ärztlichen Gebührenordnung vereinbar“, sagt Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des NAV-Virchowbundes. Die Anzeigen wurden bei den Kammern in Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Sachsen, Berlin und Nordrhein eingereicht.

Auch die Rechte und die Sicherheit der Patienten würden durch das Portal verletzt: Besonders kritisch seien die völlig ungeklärten Fragen der Haftung und Datensicherheit. „Unabhängig davon, dass man das Angebot unappetitlich finden kann, muss der Schutz der Patienten gewahrt werden. Hier sind die jeweiligen Kammern in der Pflicht“, sagt Heinrich.

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