Sie hat drei kleine Kinder, drei Apotheken – und im Januar kommt noch eine vierte dazu. Apothekerin Franziska Utzinger aus dem bayerischen Nersingen besticht durch ihren Optimismus. Sie ist in einer Apotheke aufgewachsen und hatte nie einen anderen Berufswunsch.
Einen Mann würde man niemals fragen: „Wie schaffen Sie das alles?“ Utzinger nimmt es mit Humor. „Die Mama-Rolle ist eben immer noch eine andere“, sagt sie verständnisvoll. Das schlechte Gewissen einer Mutter, die viel arbeitet, liege in der Evolution begründet. Muttersein bedeutet eben, sich zu kümmern und sich viele Gedanken und auch Sorgen zu machen. „Man macht sich das schlechte Gewissen selbst. Männer tun das meistens nicht“, hat sie erkannt.
Deshalb kann sie darüber lächeln. Sie ist die Hauptverdienerin der fünfköpfigen Familie und wird von ihrem Mann tatkräftig unterstützt. „Er ist tagsüber meistens zu Hause, die Kinder sind gut aufgehoben. Er arbeitet in der Gastronomie, also meistens abends oder am Wochenende. Meine Schwiegereltern wohnen nebenan und mein Vater ist in Rente und kümmert sich auch gerne.“ Die ältere Tochter Isabel geht zur Schule, die Zwillinge Theresa und Elisabeth in den Kindergarten.
Apothekerin war immer ihr Traumberuf. Der Vater betrieb zwei Apotheken, hat aber seine drei Töchter niemals gedrängelt. Für Utzinger stand sowieso immer fest: Apotheke, das ist es. „Ab dem Zeitpunkt der Studienwahl habe ich den Studienberater niemals woanders als bei Pharmazie aufgeschlagen. Ein anderer Beruf kam nie in Frage. Mein Vater hat sich natürlich gefreut.“ Als Kind verbrachte sie gern Zeit in der Apotheke, machte ihre Hausaufgaben dort. „Wir haben lange Zeit über der Apotheke gewohnt. Und ich habe mir mit meinen Schwestern das erste Taschengeld in der Offizin verdient. Wir haben mitgeholfen, die Zeitungen zu stempeln. Wir haben das gern gemacht, für Kinder ist Apotheke immer spannend.“
Nach dem Studium wurde sie Mutter und verbrachte ein paar Monate mit ihrer ersten Tochter. Dann ging es richtig los: Als sie ihre erste Apotheke, die Büttel-Apotheke in Nersingen, übernahm, war das erste Kind ein paar Monate alt. Das war vor sechs Jahren. Heute gehören zu ihrem Unternehmen auch die Bavaria Apotheke in Burlafingen und die St. Cosmas Apotheke in Pfuhl. Im Januar kommt die St. Ulrich Apotheke in Mersingen dazu. Bisher heißt sie Schnitzersche Apotheke, wird aber mit der Übernahme umbenannt. „Schnitzer war der Familienname einer der Vor-Vor-Besitzer. Da die Apotheke gleich neben der St. Ulrich Kirche liegt, nennen wir sie künftig so. Göttlicher Segen schadet nie.“
Die Zwillinge, ebenfalls Mädchen, sind jetzt drei Jahre alt. „Als sie ganz klein waren, habe ich die Kinder auch ab und zu in die Apotheke mitgenommen, sie sind herumgekrabbelt.“ Dass drei Apotheken Vollzeitarbeit bedeuten, war ihr immer klar: „Man kann nicht nur zwei Tage die Woche da sein und sagen, dass das Ding schon läuft.“ Aber sie gönnt sich Flexibilität. „Ich versuche, die Zeit so einzuteilen, dass ich auch mal nachmittags bei den Kindern sein und sie abends ins Bett bringen kann. Und am Wochenende ist Familienzeit. Ich versuche, möglichst wenige Samstag zu arbeiten. Ich habe ein tolles Team, das mich unterstützt.“ Das gilt natürlich auch umgekehrt: „Diese Woche ist zum Beispiel eine Kollegin im Urlaub, das bedeutet fünf volle Tage Arbeit.“ Und abends gerne ein bisschen länger. 35 Mitarbeiter hat sie ab Januar, in der neuen Apotheke wird das gesamte Team übernommen.
Und obwohl Bürokratie und die politischen Begebenheiten nerven, jammert sie nicht: „Ich bin trotz allem Fan von meinem Beruf. Ich mache das gern!“ Die älteste ihrer Töchter, Isabel, ist jetzt sechseinhalb Jahre alt. „Wenn man sie fragt, was sie werden möchte, sagt sie Apothekerin“, erzählt Utzinger. „Bis es so weit ist, vergeht noch viel Zeit.“ Und es ist viel Platz für andere Berufswünsche. „Vielleicht wird eine meiner Töchter Apothekerin“, sagt sie. Forcieren würde sie es nicht – ausreden aber auch nicht.
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