Frankreich

Versorgungsnotstand in Kliniken

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In Frankreich haben über die Feiertage zwei Meldungen über dramatische Unfälle in Krankenhäusern für Aufsehen gesorgt. Wegen Personalmangels im Notfalldienst ist am Samstagabend ein Franzose nach einem Herzanfall sechs Stunden unbehandelt geblieben und schließlich gestorben. Der 56-Jährige hatte in seiner Wohnung in Massy bei Paris einen Herzanfall erlitten. Der Rettungsdienst hatte sich vergeblich um eine Spezialuntersuchung in einem der 27 Krankenhäuser der Region Ile de la France bemüht, wie die Zeitung „Le Figaro“ am Montag berichtete.

Die Berufsvereinigung der Notärzte erklärte, dass wegen der Feiertage nicht ausreichend Personal im Einsatz gewesen sei. „Es gibt nicht genügend Geld, um Aushilfskräfte zu finanzieren“, kritisierte der Verband. Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot forderte am Montag die Aufklärung des Vorfalls.

Erst am frühen Sonntagmorgen war ein Platz in einer Pariser Klinik frei geworden. Der Patient starb jedoch bei der Ankunft in dem Krankenhaus. „Während der Feiertage kann die Sicherheit der Patienten nicht mehr gesichert werden“, warnte der Generalsekretär des Berufsverbands, Bruno Fagganielli.

Ebenfalls in Paris hatte am Heiligabend die Unaufmerksamkeit einer Krankenschwester ein dreijähriges Kind das Leben gekostet. Die Pflegerin habe dem Jungen ein falsches Medikament gegeben, teilte ein Sprecher der Krankenhausgesellschaft AP-HP mit. Kurz darauf sei er gestorben.

Die Krankenschwester kam zur Vernehmung in Polizeigewahrsam. Ihr droht ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung. Gewerkschaften und Politiker äußerten zum Teil heftige Kritik am Polizeigewahrsam für die Frau. Eine solche Maßnahme sei dem Fall unangemessen. Es sei ein Fehler gewesen, wenn auch ein dramatischer.

Der Dreijährige war wegen einer Angina im Krankenhaus und lag am Tropf. Nach französischen Medienberichten gab ihm die Krankenschwester versehentlich Magnesiumchlorid, das unter anderem bei Herzrhythmusstörungen zum Einsatz kommt. Eigentlich hätte der Junge nur eine Nährstofflösung bekommen sollen.

Der Vater des Jungen warf dem Klinikpersonal am ersten Weihnachtstag vor, nicht schnell genug reagiert und später den Ernst der Lage nicht erkannt zu haben. „Als die Pfleger kamen, haben sie mir gesagt, ich soll mich beruhigen. Der Junge habe nichts“, sagte der 34-Jährige der Tageszeitung „Le Parisien“. Er sei der erste gewesen, der den Jungen reanimiert habe. Das Kind sei in seinen Armen gestorben.

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