In Deutschland leben 1,6 Millionen Menschen mit Demenz. Die meisten von ihnen werden zu Hause durch Angehörige betreut. Spezielle Pflegekräfte können helfen, die Lebensqualität wieder zu steigern und die Situation zu entspannen, wie eine Studie ergab.
Ein neues häusliches Versorgungskonzept kann einer Studie zufolge das Leben für Demenz-Kranke und ihre Angehörigen erleichtern. Kern des Konzeptes seien speziell geschulte Pflegekräfte, die Betroffene und Angehörige zu Hause besuchen und beraten, berichtete das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Greifswald. Sie erstellen zudem zusammen mit dem Hausarzt einen Behandlungsplan.
In der Studie sei die Lebensqualität der Betroffenen gesteigert und deren Versorgung mit Antidementiva verbessert worden, sagte Projektleiter und Gesundheitsforscher Wolfgang Hoffmann. Die Symptome der Erkrankung – ein wesentlicher Grund für eine Heimeinweisung – seien tendenziell gemindert worden.
Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) sprach sich dafür aus, das Modell in die Regelversorgung zu übernehmen. „Wir müssen jetzt gemeinsam daran arbeiten, dass Betroffene und deren Familien außerhalb von Studien davon profitieren können“, sagte sie.
Zudem warb sie für das neue Pflegeberufsgesetz, das eine generalisierte Ausbildung zu einer Pflegekraft vorsieht. Die strenge Trennung der Ausbildung in Altenpfleger, Krankenpfleger und Kinderkrankenpfleger verhindere oft, dass der Betroffene die Behandlung aus einer Hand erhalte. Zudem werde mit dem Gesetz der Beruf attraktiver.
An der im Jahr 2012 gestarteten Demenz-Studie hatten sich 136 Hausarztpraxen in Mecklenburg-Vorpommern mit mehr als 600 Demenz-Patienten beteiligt. Dabei haben die speziell geschulten Pflegekräfte (Dementia Care Manager) bei ihren Besuchen 96 verschiedene Komplexe zur psychischen, körperlichen und häuslichen Situation abgefragt, auf deren Grundlage der Arzt dann einen individualisierten Behandlungsplan erstellte. So sei in der Gruppe, die die Beratung durch diese Pflegekräfte erhielt, das Voranschreiten der Gedächtniseinschränkungen im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich verlangsamt worden, weil die Medikamentengabe optimiert worden sei.
Während in der Kontrollgruppe zudem Symptome wie Schlaflosigkeit, Depression oder auch Angststörungen anstiegen, konnten in der Gruppe der speziell betreuten Patienten die Symptome vermindert oder auf dem bestehenden Niveau gehalten werden. „Unter dem sogenannten herausfordernden Verhalten, das einher geht mit Aggressionen oder Weglauftendenzen leiden vor allem die Angehörigen“, sagte Hoffmann. Durch die Beratung empfanden Angehörige die Situation mit dem Erkrankten als weniger belastend.
Aktuell leben in Deutschland rund 1,6 Millionen Menschen mit einer Demenz. Schätzungen gehen davon aus, dass in zehn Jahren die Zahl der Erkrankten auf 2,5 Millionen ansteigen wird. Die Studie soll jetzt in einen Modellversuch überführt werden, wie Hoffmann sagte. Dafür gebe es bereits die Zusage des Spitzenverbandes der Krankenkassen. Allerdings habe sich bislang keine Krankenkasse gefunden, die das Projekt umsetzen wolle.
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