Versandapotheke in der Trinkhalle

Weil sie nicht zugelassene Generika von Potenzmitteln und anderen Life-Style-Präparaten illegal über Versandapotheken in Deutschland vertrieben haben sollen, müssen sich seit Montag zwei Frauen und zwei Männer vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Laut Anklage haben sie zwischen August 2006 und Mai 2009 rund 30.000 Verkäufe abgewickelt.

Der Staatsanwaltschaft zufolge wurden die Generika der Potenzmittel Cialis und Viagra in Indien hergestellt und über einen britischen Zwischenhändler nach Herne im Ruhrgebiet gebracht. Bei einem Gesamtumsatz von 2,3 Millionen Euro hätten einzelne Verkäufe über das Internet bis zu 2000 Euro umfasst.

Den Angeklagten wird ein Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz vorgeworfen. Zwar seien die Produkte nicht gefälscht gewesen; doch in Deutschland seien sie nicht zugelassen. Eine Steuerhinterziehung von über 400.000 Euro wird den Angeklagten ebenfalls vorgeworfen.

Neben Potenzmitteln soll das Quartett auch illegal mit verschreibungspflichtigen Appetit-Züglern, Haarwuchsmitteln und Antidepressiva gehandelt haben. Gelagert wurden die Waren der Staatsanwaltschaft zufolge in einer Wohnung in Herne sowie in einem Lager in Herten und in einem Hotelappartement in Gelsenkirchen. Zwei Trinkhallen in Herne hätten als Lieferadresse gedient. Die zwei Männer und Frauen hätten im Ausland mehrere Firmen gegründet und die Medikamente über 108 Internetseiten vertrieben, so die Anklage.

Der Internethandel war Anfang Mai 2009 aufgeflogen. Damals hatten Essener Zollfahnder zusammen mit Staatsanwälten und Steuerfahndern rund 46.000 Tabletten sowie Beweismaterial sichergestellt.