Vernunft kann Herzen retten Silvia Meixner, 29.09.2017 11:53 Uhr
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Heute ist Weltherztag, Zeit, dankbar für Gesundheit zu sein. Nicht alle Menschen haben das Glück, gesund geboren zu werden. „Ich bekomme jeden Tag ein Herz geschenkt“, sagt die 14-jährige Nele. Dank der eigens für sie hergestellten Spezialmedikamente aus der Stammapotheke kann sie trotz ihres angeborenen Herzfehlers ein halbwegs unbeschwertes Leben führen. Foto: ABDA
Heute ist Weltherztag. Jedes Jahr am 29. September erinnern die World Heart Federation (WHF), Herzstiftungen und kardiologische Fachgesellschaften in mehr als 100 Ländern daran, wie wichtig es ist, sich um die Gesundheit seines Herzens zu kümmern.
Ziel ist es, Menschen darüber zu informieren, was jeder Einzelne tun kann, um Risiken für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder einem Schlaganfall vorzubeugen. Denn von unserem Herzen erwarten wir Höchstleistungen. Unermüdlich sorgt es für Lebenskraft und es soll vor allem eines: funktionieren. Kaum jemand denkt darüber nach, wie leistungsstark und zuverlässig dieses Organ im Normalfall ist. Erst wenn es gesundheitliche Probleme gibt, meldet sich das schlechte Gewissen. Hätte ich mich nur gesünder ernährt, hätte ich mich mehr bewegt, hätte ich die vielen Zigaretten nicht geraucht...
Weltweit gelten Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems als häufigste Todesursache. In Deutschland sterben jährlich etwa 300.000 Menschen an den Folgen eines Herzinfarkts, an Herzinsuffizienz (Herzschwäche) sterben zwei bis drei Mal mehr Menschen als an Krebs. In Deutschland leiden knapp zwei Millionen Menschen unter chronischer Herzschwäche, weltweit sind über 20 Millionen davon betroffen. Da die Bevölkerung immer älter wird, nimmt auch die Zahl der von Herzschwäche Betroffenen zu.
Bis zum Jahr 2040 rechnen Forscher mit doppelt so vielen Herzinsuffizienz-Patienten wie heute. Weitere 20 Jahre später soll sich die Anzahl sogar verdreifacht haben. Die Folge sind unter anderem horrende Kosten für das Gesundheitssystem. Schon jetzt verursachen Herz-Kreislauf-Krankheiten allein in Deutschland jährliche Gesundheitskosten im zweistelligen Milliardenbereich.
Unermüdlich pumpt das menschliche Herz sauerstoffreiches Blut durch den Organismus, sorgt dafür, dass das komplizierte Prinzip Mensch funktioniert. Liegen keine organischen Ursachen für eine Erkrankung vor, hat der Mensch vieles in der Hand, damit sein Herz fit bleibt. Typische Ursachen für Herzerkrankungen sind Übergewicht, Rauchen, Alkoholkonsum, eine unausgewogene Ernährungsweise und Bewegungsmangel.
Die Experten von Vivantes, einem Berliner Netzwerk für Gesundheit, haben folgende Ratschläge, um sein Herz fit zu halten: eine „herzgesunde“ Ernährung besteht aus viel Obst, Gemüse und Fisch, tierische Fette sollten nur in Maßen konsumiert werden. Um den Salzkonsum zu senken, kann man auf frische Kräuter ausweichen. Auch guter, erholsamer Schlaf hilft dem Herzen, seine Arbeit zuverlässig zu tun. Wenn möglich, soll man Stress vermeiden und sich sportlich betätigen. Wer wenig Zeit hat, kann versuchen, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren, auch kleine Änderungen helfen. So kann man zum Beispiel die Treppe statt den Aufzug nehmen oder statt dem Auto oder dem Bus das Fahrrad nehmen.
Für Menschen mit Herzerkrankungen hat die Medizin viele Methoden parat. Ein Herzschrittmacher beispielsweise funktioniert wie die Zündung beim Auto, elektrische Impulse des eingepflanzten Geräts regen das Organ zum regelmäßigen Pumpen an. Ein Stent ist eine Gefäßstütze aus einem Metallgeflecht, das ein verengtes oder verschlossenes Herzkranzgefäß wieder öffnet.
Bei einem Bypass werden stark verengte oder verschlossene Herzkranzgefäße durch eine „Umleitung“ überbrückt. Das soll eine ausreichende Blutversorgung des Herzmuskels wiederherstellen. Der künstliche Rotor einer Unterstützungspumpe übernimmt die Aufgabe einer Herzkammer, wenn diese stark geschwächt ist (im Regelfall ist es die linke). Diese Pumpe kann bis zu zehn Liter Blut pro Minute durch den Körper schicken.
Beim Einsatz eines Kunstherzens wird das eigene Herz entfernt, die Konstruktion arbeitet mit Druckluft, der Patient muss deshalb einen ständig ratternden Kompressor bei sich tragen. Wer eine Herztransplantation braucht, muss sich auf lange Wartezeiten einstellen.
Durch den derzeit herrschenden Mangel an Spenderorganen werden die Wartezeiten in Deutschland immer länger. Zudem besteht die Gefahr der Abstoßung des Organs. Und auch die „Lebensdauer“ eines Spenderherzes ist begrenzt, wer in jungen Jahren eines erhält, muss damit rechnen, dass er eines Tages ein weiteres braucht, wenn das erste von einem älteren Menschen stammt.
„Ich bin Nele, ich bin 14 Jahre alt und ich habe nur ein halbes Herz.“ So beginnt das Video, in dem die Schülerin aus Thüringen ihr Schicksal erzählt. Seit ihrer Geburt ist sie schwer krank. Da es keine Fertigarzneimittel in der passenden Dosierung für sie gibt, ist sie Stammkundin in der Classic-Apotheke. Inhaber Stefan Fink betreut das Mädchen, seit es zwei Jahre alt ist.
„Hypoplastisches Linksherz-Syndrom“ ist einer der schwersten angeborenen Herzfehler, die ein Mensch haben kann. In Deutschland werden jedes Jahr rund 300 Babys mit dieser Diagnose geboren. Ihre linke Herzkammer ist stark unterentwickelt und zu klein. Kaum auf der Welt, müssen sie sofort operiert werden, damit sie eine Überlebenschance haben.
Auch Nele kam sofort in den OP. Ihr Leben wurde gerettet, mit dem dreistufigen Operationsverfahren „Norwood“ wurde das Herz-Kreislaufsystem so umgestellt, dass es im Idealfall ein Leben lang mit nur einer Herzkammer funktioniert. Die Betroffenen sind fortan auf eine spezielle Arzneimitteltherapie angewiesen, mit deren Hilfe sie ein weitgehend normales Alltagsleben führen können. Dennoch sind einige Dinge, wie zum Beispiel Leistungssport, verboten. Fink hat „seine“ Patientin für die Dreharbeiten zum aktuellen Spot der ABDA im Rahmen der Imagekampagne „Näher am Patienten“ vorgeschlagen.