ZDF.reporter

Vernichtendes Urteil bei Apothekentest

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„Mein Gesamturteil fällt vernichtend aus“, resümierte Professor Dr. Jürgen Frölich am Ende seines Apothekentests, der gestern Abend bei „ZDF.reporter“ ausgestrahlt wurde. Zusammen mit dem Filmemacher Stefan Orthmann war der emeritierte Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) im November 2008 in 30 Apotheken vorstellig geworden. Frölich und Orthmann hatten bereits im vergangenen Juni für die NDR-Sendung „Niedersachsen 19.30“ Apotheken getestet.

Nur in fünf Apotheken war laut Beitrag „vollständig und korrekt“ beraten worden - in welchen Szenarien, ist offen. In 11 Apotheken blieb beim gleichzeitigen Kauf von Miroton (Adoniskrautauszug) und Sennesblättertee der Hinweis auf mögliche Herzrhythmusstörungen aus. „Das ist erstaunlich, erstaunlich schlecht“, kommentierte Frölich.

Auch das Migränemittel Formigran (Naratriptan) stand auf der Testagenda: Hier fielen acht Apotheken durch, weil sie nicht darauf hingewiesen hatten, dass das Arzneimittel nicht bei Patienten über 65 Jahren angewendet werden sollte. Schließlich gehöre er zu der Altersgruppe, für die Formigran nicht geeignet ist, so Frölich.

Zwei Apotheken wiesen bei der gleichzeitigen Abgabe von Metoprolol und Ranitidin nicht auf mögliche Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall und plötzliche Ohnmacht hin. In der Datenbank des Apothekers tauchte keine der Interaktionen auf, die laut Frölich seit 1983 bekannt sind und im Studium gelehrt werden. „Die Software ist schlecht“, schlussfolgerte der Experte, der vor einigen Jahren selbst ein Unternehmen für Arzneimittel-Software gegründet hatte.

Metoprolol verlangte Frölich übrigens ohne Rezept, unter der Versicherung, die Verordnung nachzureichen. In zwei Apotheken war er mit dieser Strategie laut Beitrag erfolgreich; er habe eben vertrauenwürdig gewirkt, so die Rechtfertigung. Wie viele Apotheken die Abgabe verweigerten, blieb offen.

Insgesamt schätzte Frölich die Beratungsqualität der Apotheker als „mangelhaft“ ein. Die meisten Pharmazeuten zeigten sich nach der Enthüllung des Testkaufs einsichtig. Für das Agrument eines Apothekers, nicht alle Kunden nach einem möglicherweise erlittenen Herzinfarkt befragen zu können, hatte Frölich kein Verständnis: „Es ist in diesem Fall besonders gravierend, dass die Verantwortung für das Medikament und die Aufklärung komplett abgelehnt wird.“

Frölich forderte die Pharmazeuten auf, mehr für die Aus- und Fortbildung zu tun. In Bezug auf die Wechselwirkungen, die nicht in der Datenbank stehen, hat Frölich auch einen einfachen Lösungsvorschlag parat: „Die Apotheker müssen sich weiterbilden.“

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