Baby an Medikamenten-Überdosis gestorben APOTHEKE ADHOC, 05.08.2016 11:59 Uhr
Ein Frühchen ist auf der Intensivstation einer Kinderklinik gestorben: Es erhielt offenbar eine deutlich zu hohe Dosis eines Herzmittels. Ermittlungen gegen das Krankenhauspersonal wurden laut Bild-Zeitung eingestellt. Die Eltern fordern jetzt, dass der Fall aufgeklärt wird.
Laut Bericht kam der Junge im Dezember 2014 in der Kinderklinik Bielefeld-Bethel zur Welt. Das Baby war ein Frühchen und wurde mit einem Herzfehler geboren. Daher wurde es auf die Intensivstation verlegt und erhielt täglich einen Tropfen des Medikaments Lanitop (Metildigoxin).
Am 10. Januar 2015 verstarb der Junge im Alter von 24 Tagen an einer Kreislaufstörung. Rechtsmediziner der Universität Münster obduzierten die Leiche. Dem Kind könnten statt des verordneten Tropfens 3,4 ml des Mittels verabreicht worden sein. Das entspräche der hundertfachen Dosis. Eine schwere Vergiftung mit Lanitop kann zu Herzrhythmusstörungen führen, die lebensbedrohlich sein können.
Nach dem Tod des Jungen ermittelte die Staatsanwaltschaft Bielefeld ein Jahr lang gegen vier Krankenschwestern. Ob es zu einem Behandlungsfehler kam, konnte jedoch aus Mangel an Beweisen nicht aufgeklärt werden: Das Verfahren wurde im Mai eingestellt. Nach einer Beschwerde der Eltern mithilfe eines Rechtsanwalts wurden die Ermittlungen jedoch wieder aufgenommen, wie die Kinderklinik Bielefeld bestätigte. Nun soll laut Bild-Bericht geklärt werden, ob ein Organisationsverschulden des Krankenhauses vorlag.
Anfang Juli wurde eine Marburger Frühchen-Krankenschwester aus der Untersuchungshaft entlassen. Sie soll mindestens einem Baby unerlaubt Narkosemittel verabreicht haben; das Frühchen wäre daran fast gestorben. Die Frau wollte das Kind jedoch nicht umbringen, so die Staatsanwaltschaft.
Die Schwester soll nach Verabreichung des Mittels versucht haben, das Leben des Kindes zu retten. Warum sie das Medikament verabreicht hatte, blieb unklar.
2011 verabreichte ein Medizinstudent im Praktischen Jahr (PJ) einem Baby auf Station ein Antibiotikum nicht oral, sondern intravenös. Das Kind erlitt einen allergischen Schock und verstarb infolge des Irrtums. Der Student wurde wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 1800 Euro à 90 Tagessätze verurteilt.