Vitaminpräparate

Warentest: Fetter Fisch für Kinder

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Berlin -

Vor nicht einmal einem Monat kritisierte die Stiftung Warentest Apothekenschaufenster wegen der Werbung für Vitamin- und Mineralstoffpräparate für Kinder. Jetzt haben sich die Verbraucherschützer die Produkte selbst vorgenommen: Zwölf Produkte, die das Konzentrations- und Lernvermögen von Kindern unterstützen sollen, wurden untersucht. Das Urteil: „wenig geeignet“.

„Nahrungsergänzungsmittel für Kinder, die angeblich günstig auf die Gehirnfunktion oder Lernen und Konzentration wirken, können Sie sich sparen“, so die Tester. Eisen und Vitamin-B beispielsweise nähmen Kinder genug mit der Nahrung auf. Andere getestete Präparate enthalten Omega-3- oder Omega-6-Fettsäuren. Diese zeigen den Verbraucherschützern zufolge aber keine oder nur so geringe Effekte, dass sich die Einnahme nicht empfehlen lasse.

Untersucht wurden sieben Nahrungsergänzungsmittel und fünf diätetische Lebensmittel für die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS). Im Gegensatz zu Arzneimitteln seien für diese Produkte keine klinischen Studien vorgeschrieben. „Entsprechend dünn ist die Datenlage“, kritisieren die Tester. Die Studien seien oft methodisch nicht ausreichen, weil es zu wenig Teilnehmer oder keine ärztliche ADHS-Diagnostik gegeben habe.

Außerdem kritisierten die Autoren die Werbung für diese Nahrungsergänzungsmittel – sowohl in den Apotheken als auch die der Hersteller. So stelle zum Beispiel der Slogan „So kauen die Schlauen“ für das Produkt „Omega-3 Junior“ von Doppelherz (Queisser) einen direkten Bezug zum Lernen her. Die Aussage, dass Omega-3-Fettsäuren günstig auf die geistige Entwicklung wirkten, sei jedoch kein Bestandteil der seit Dezember geltenden EU-Health-Claims-Verordnung und damit nicht zulässig.

Bei den Kaukapseln Esprico (Engelhard) wecke die Überschrift „Konzentrationsmangel“ übertriebene Erwartungen, obwohl sie nur bei ADHS vorgesehen seien. Der Nutzen bei Kindern sei zudem nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.

Bei Engelhard kann man die Kritik nicht nachvollziehen: Das Präparat sei eine Möglichkeit, einen Mangel auszugleichen, wenn Kinder sich beispielsweise trotz Versuchen der Eltern nicht richtig ernährten. Man weise im Beipackzettel darauf hin, dass auch normale Lebensmittel diesen Mangel beheben könnten.

Das hessische Unternehmen führt selbst Studien durch und arbeitet mit Experten zusammen. Daher sei der Vorwurf ungenügender Studien hinfällig. Schließlich habe man die Texte nach Inkrafttreten der Health-Claims-Verordnung angepasst und die Stiftung Warentest darüber informiert, sagte ein Sprecher.

Die Verbraucherschützer empfehlen statt Nahrungsergänzungsmitteln tägliche Bewegung und eine ausgewogene Ernährung. Um den Bedarf an Omega-3-Fettsäuren zu decken, reichten etwa ein bis zwei Mahlzeiten mit fettem Fisch pro Woche. Zudem könnten Eltern Lein- oder Rapsöl verwenden oder den Kindern täglich ein paar Walnüsse geben.

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