Verbraucherschutz

Öko-Test kritisiert Glucosamin-Präparate APOTHEKE ADHOC, 22.02.2013 12:57 Uhr

Dürftige Datenlage: Der Großteil der Produkte gegen Gelenkbeschwerden fiel bei Öko-Test durch. Foto: Öko-Test
Berlin - 

Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat Produkte gegen Gelenkschmerzen untersucht – und kommt zu einem sehr kritischen Ergebnis: Arzneimittel kamen nicht über das Urteil „ausreichend“ hinaus, von den Nahrungsergänzungsmitteln fiel der Großteil der Produkte durch den Test. Die Autoren kritisieren: „Die Datenlage für Glucosamin ist weiterhin dürftig.“

Sieben Arzneimittel mit Glucosamin wurden getestet, darunter „Dona Filmtabletten“ von Rottapharm/Madaus, „Glucosamin Ratiopharm“ und „Glucosamin-Stada“. Bei allen sei die Wirksamkeit nur „wenig überzeugend“ nachgewiesen, so Öko-Test. Die Autoren beziehen sich dabei auf die GAIT-Studie aus dem Jahr 2006, in der US-Forscher nachgewiesen hätten, dass die Einnahme von Glucosamin allein oder in Kombination mit Chondroitin keine Vorteile gegenüber Placebo habe.

Bei der pharmakologischen Begutachtung reichte es daher bei den meisten Präparaten nur für ein „ausreichend“. In anderen Bewertungskategorien, wie bei Hilfsstoffen, Gebrauchsinformationen oder der Verpackung, schnitten die Arzneimittel „sehr gut“ oder „gut“ ab. Da die Gesamtnote für ein Produkt bei Öko-Test nicht besser sein kann als das schlechteste Einzelergebnis in einer Kategorie, schneiden die Hersteller entsprechend schlecht ab.

Bei Rottapharm/Madaus kritisiert man, dass die Art der Salze in dem Test nicht ausreichend berücksichtigt worden seien: In der GAIT-Studie sei Glucosaminhydrochlorid untersucht worden, das keine entsprechenden klinischen Effekte zeige. Das Versagen eines Glucosaminsalzes sei jedoch kein Beleg für die Nichtwirksamkeit eines anderen Salzes. Für das in den „Dona Filmtabletten“ verwendete kristalline Clucosaminhemisulfat lägen Studien vor, die eindeutig seine Wirksamkeit bewiesen.

Das Präparat „Doppelherz Glucosamin-Hydrochlorid“ von Queisser wurde sogar nur mit „mangelhaft“ bewertet. Die Tester kritisierten, dass in der Gebrauchsinformation der Hinweis fehle, dass Kinder und Jugendliche das Arzneimittel nicht einnehmen dürften, weil es nicht ausreichend Daten zur Unbedenklichkeit und Wirksamkeit bei diesen Patienten gebe. Bei Queisser wollte man sich zu dem Test nicht äußern.

Neben den Arzneimitteln wurden auch acht Nahrungsergänzungsmittel untersucht, von denen sechs mit der Note „mangelhaft“ den Test nicht bestanden. Alle Produkte wurden um vier Noten abgewertet, da die Autoren einen fehlenden Nutzen des Produkts für den gesunden Verbraucher feststellten. Weitere Punktabzüge gab es, wenn die Produkte Zink, Kupfer, Mangan oder den Süßstoff Sucralose enthielten oder Hinweise über Wechselwirkungen mit Cumarin-Antikoagulantien fehlten.

Die Tester raten komplett von den Nahrungsergänzungsmitteln ab. Wer es mit Glucosamin-haltigen Arzneimitteln versuchen wolle, brauche Geduld. Sei nach drei Monaten kein Effekt feststellbar, „können sie getrost abgesetzt werden.“ Öko-Test empfiehlt gleichmäßige Bewegungen wie Radfahren, Schwimmen oder Wandern in der Ebene, um die Gelenke in Schuss zu halten und Übergewicht zu bekämpfen.