Genforschung

Väter vererben Mutationen

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Berlin -

Je älter der Vater bei der Zeugung, desto größer ist das Wahrscheinlichkeit, dass ihre Kinder mit verändertem Erbgut auf die Welt kommen. Mit jedem zusätzlichen Lebensjahr des Vaters steige die Zahl der veränderten Stellen im Erbgut des Kindes um zwei. Dies berichten Gen-Forscher aus Island, Dänemark und Großbritannien in der Fachzeitschrift „Nature“.

 

Die Wissenschaftler hatten 78 Eltern-Kind-Gruppen untersucht. Auch Enkelkinder waren teilweise mit einbezogen worden. Insgesamt sequenzierten die Wissenschaftler das Erbgut von 219 Menschen. Anschließend suchten sie nach sogenannten de novo-Mutationen. Diese sind nicht über mehrere Generationen vererbt worden, sondern kommen bei einem Familienmitglied erstmals vor. Es handelt sich um Veränderungen des Erbguts in einer gerade erst befruchteten Eizelle oder eine Mutation in einer Ei- oder Samenzelle, die schon vor der Befruchtung auftritt. Sie können Krankheiten verursachen, sind aber auch wichtig für die Evolution.

Bei Müttern gibt es diese Abhängigkeit nicht: Anders als die Samenzellen werden fast alle Eizellen bereits als Baby angelegt. Sehr überraschend seien die Ergebnisse für die Wissenschaftler daher nicht gewesen. „Aber der starke lineare Effekt von gut zwei zusätzlichen Mutationen pro Jahr ist eindrucksvoll. Immerhin entspricht das einer Verdoppelung alle 16,5 Jahre“, schreiben die Forscher.

„Bereits ein 20-jähriger Vater überträgt im Durchschnitt rund 25 neue Mutationen an sein Kind, ein 40-jähriger Vater etwa 65“, schreiben die Forscher. Mütter tragen dagegen nur 15 de novo-Mutationen zum Nachwuchs bei – und zwar unabhängig von ihrem Alter.

Interessant seien die Ergebnisse vor allem, weil die Menschen immer später Eltern würden. So waren Männer, die im Jahr 1980 Väter wurden, durchschnittlich 27,9 Jahre alt. Im vergangenen Jahr lag das Durchschnittsalter bei 30 Jahren. Die 1980 geborenen Kinder hatten jeweils rund knapp 60 de novo-Mutationen, die 2011 geborenen Kinder knapp 70 Erbgut-Veränderungen.

Die Studie bestätige außerdem Forschungsergebnisse, die im April in „Nature“ publiziert worden seien, schreiben die Forscher weiter: Demnach war bei älteren Männern mit mehr de novo-Mutationen in ihren Spermien die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Kind eine Mutation trägt, die zu Autismus oder Schizophrenie führt.

 

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