Der Tausendsassa-Apotheker von Moers

Urlaubsreif: Umbau, Neueröffnung, Bargeld-Fund

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Berlin -

Hinter Apotheker Erol Gülsen aus Moers liegen ereignisreiche Wochen. Er hat eine Apotheke umgebaut, eine weitere neu eingerichtet, wurde kurzerhand Bauleiter und Multitasking-Handwerker und hat dann auch noch etwas für sein Karma getan. Jetzt ist er urlaubsreif.

„Ich habe bei Ebay für die neue Apotheke gebrauchte Kassen gekauft“, erzählt er. Ein Schnäppchen. Gülsen musste zwar 300 Kilometer bis Wolfsburg fahren, um sie abzuholen, sparte auf diese Weise aber rund 7000 Euro. Die Kassen schickte er sogleich zu Lauer-Fischer, um sie neu einrichten zu lassen.

Am Dienstag eröffnete die neue Goethe-Apotheke in Moers. „Am zweiten Tag entdeckte ich unter einer Kassenlade Bargeld, bei Lauer-Fischer hatte man es nicht gefunden“, erzählt Gülsen. Es waren 80 Euro, die wohl dem Vorbesitzer gehörten. Gülsen kontaktierte ihn. Das Geld zu behalten, wäre ihm und seinem Bruder niemals in den Sinn gekommen. „Das tut man nicht.“ Schlecht fürs Karma ist es obendrein.

Beim Kollegen war die Freude groß, als das Kuvert mit dem Bargeld eintraf. Der Apotheker hatte das Geld nämlich schon vermisst – und abgeschrieben. Nun konnte er seine Nordhoff-Apotheke in Oebisfelde in Sachsen-Anhalt guten Gewissens mit korrektem Kassenstand schließen.

 

Parallel zur Eröffnung der Goethe-Apotheke renovierte Gülsen die Rheinland-Apotheke in Duisburg. Eile war geboten: „Die Betriebserlaubnis war kurz davor abzulaufen. Die Offizin stand nämlich schon fast ein Jahr leer“, schildert er. Gut, dass die drei Apotheken ein Familienunternehmen sind: „Mein Bruder Muhammed und ich betreiben sie.“ Die dritte im Bunde ist die Glückauf-Apotheke in Kamp-Lintfort.

Zu zweit hätte das Apotheker-Duo das Mammutprojekt niemals geschafft. Also mussten alle ran: Eltern, Schwiegereltern, Freunde. Alle warfen sich mit voller Energie in das Projekt und Abenteuer. Da sich die Arbeiten auf Baustelle 1 um zwei Wochen verzögerten und die Handwerker da eigentlich schon in der zweiten Apotheke arbeiten sollten, geriet der Pharmazeut in die Bredouille.

Weil zudem im Handwerk wegen der bundesweit guten Auftragslage Fachkräftemangel herrscht, waren kurzfristig keine Experten aufzutreiben. Fachkräftemangel ist eben nicht nur ein Problem der Pharmazie.

„Mit meinem Schwiegervater habe ich im Alleingang die Beleuchtung installiert“, sagt der Apotheker. Von Elektrik hatte er keine Ahnung, jetzt schon. Das 20-Stunden-Projekt glückte. Doch es warteten noch weitere Arbeiten auf die Unerschrockenen. Auch den Boden haben die Hobby-Handwerker bearbeitet, das Labor gebaut und eingerichtet. Die Wände gestrichen hat das Super-Familien-Team auch noch.

Zeit für Marketing für die neue Apotheke blieb keine: „Wir haben einfach die Tür aufgemacht.“ Gefeiert hat das Familienteam bisher auch noch nicht: „Keine Zeit.“ Fragt man Gülsen, ob er in diesem Super-Sommer auch mal schwimmen war, fragt er lächelnd nach. „Schwimmen? Was war das gleich nochmal? Dafür hatte ich leider auch keine Zeit.“

In wenigen Wochen, wenn in der neuen Apotheke alles läuft, will er sich eine Woche Urlaub genehmigen. „Ich fahre nach Norwegen.“ In der Offizin übernimmt dann sein Bruder. Wie es sich in einem Familienunternehmen gehört.

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