Aufräumarbeiten in Flut-Apotheken Maria Hendrischke, 09.06.2016 15:22 Uhr
Starker Regen hat in den vergangenen Wochen in Süddeutschland zu heftigen Überschwemmungen geführt. Auch Apotheken waren davon betroffen. Nun beginnen die Inhaber mit den Aufräumarbeiten und müssen ihren Betrieb deshalb vorübergehend schließen.
Die Stadt-Apotheke im bayerischen Simbach am Inn hat nach der Flut vom 1. Juni vorübergehend dicht gemacht. „Die Apotheke wird von Grund auf saniert, sodass wir den Betrieb bis auf weiteres einstellen müssen“, steht auf der Internetseite der Apotheke von Inhaberin Constanze Callies. „Wir werden alles daran setzen, Ihnen so schnell wie möglich wieder zur Verfügung zu stehen.“ Das Datum der Neueröffnung steht noch nicht fest.
Callies' Mutter, die nach der Überflutung kurzzeitig vermisst wurde, ist nichts geschehen. Sie wurde von Einsatzkräften zunächst nach Österreich gebracht. Callies wurde vom Unwetter hart getroffen. Sie verlor auch ihr Haus, das ebenfalls von der Schlammwelle getroffen wurde.
In Simbach warnen Geologen aktuell vor Lawinen aus Schlamm und Geröll von den Berghängen, sogenannte Muren. In der Nacht auf Donnerstag wurden sechs Menschen vorsorglich aus ihren Häusern evakuiert. Die Erdrutsche blieben aus. In den Unwettern der vergangenen Woche starben sieben Menschen.
Die Aufräumarbeiten in der Kochertal-Apotheke im baden-württembergischen Braunsbach sind dagegen schon beendet. Schon Ende vergangener Woche war der Schlamm aus der Apotheke beseitigt. Das Dorf wurde von einer Geröll- und Schlammlawine schwer verwüstet. Der Sachschaden in der Apotheke falle gering aus, sagt Inhaberin Gerlinde Mayer: „Nur wenige Arzneimittel wurden vernichtet und es war auch weniger Schlamm als befürchtet.“ Doch der Boden der Offizin muss vermutlich komplett erneuert werden. „Das kann noch bis zum Spätherbst dauern.“
Weit schlimmer als der Sachschaden seien die Kosten durch den Betriebsausfall, sagt Mayer. „Wir haben schon ein Drittel des Monats verloren – und die Versicherung zahlt nur bis zu einem bestimmten Betrag.“ Vorerst ist die Apotheke bis einschließlich 13. Juni geschlossen.
„Die Kochertal-Apotheke befindet sich auf einer 'Insel', umgeben von Schutt und Geröll“, beschreibt sie. Daher sei es auch kompliziert, übergangsweise die Apotheke in einem Container zu betreiben. Testweise hat Mayer bereits einen Tag geöffnet. Sie hat geprüft, ob Geräte und Computer funktionieren. Patienten konnten an dem Tag auch bestellte Medikamente abholen.
Mayer bedient Kunden derzeit in ihrer Hauptapotheke, der Rössler-Apotheke in Untermünkheim. Außerdem hat sie den Botendienst ausgeweitet; ihre Fahrzeuge sind von dem Unwetter nicht beschädigt worden. „Wir tun unser Möglichstes, damit die Versorgung aufrecht erhalten wird“, erklärt sie.
Auch ihre Mitarbeiter spüren die Folgen der Katastrophe: Ein Approbierter habe eine Woche Urlaub genommen. „Er muss sich ein neues Auto besorgen – sein Wagen ist weggeschwommen“, sagt Mayer. Zwei Angestellte hätten ohnehin feste Arbeitszeiten in der Hauptapotheke. Eine Aushilfskraft, die Mayer noch beschäftigt, wird im Moment nicht eingesetzt.
In der Rössler-Apotheke ist derzeit ebenfalls einiges zu tun. „Wir haben in dieser Woche einen Rowa bekommen“, so Mayer. Eigentlich habe sie gar keine Zeit, sich um den Umbau der Hauptapotheke zu kümmern. Manchmal gibt es Momente, in denen Mayer die Hoffnung fast verlässt: „Apothekern wird es sowieso schwer gemacht und dann kommt noch eine existenzbedrohende Katastrophe hinzu.“
Trotzdem findet Mayer, dass sie Glück im Unglück hatte: „Die Apotheke wurde nicht komplett zerstört. Unsere Kunden unterstützen uns und wollen uns die Treue halten.“ Sie fühlt mit ihrer Kollegin aus der Stadt-Apotheke Simbach: „Sie hat es wirklich schlimm erwischt. Es ist ein furchtbares Gefühl, wenn die eigene Apotheke nahezu weggespült wird.“
Nicht nur Süddeutschland war von den Unwettern betroffen. Der Keller der Steinhirt-Apotheke im nordrhein-westfälischen Steinheim von Inhaberin Dr. Caroline Ausbüttel war durch das Unwetter mit Wasser vollgelaufen. Drei Tage lang war der Betrieb wegen Aufräumarbeiten geschlossen; dort gelagerte Medikamente wurden vernichtet.
In Mendig in Rheinland-Pfalz musste das Festival Rock am Ring nach dem zweiten Veranstaltungstag abgebrochen werden. Starkregen hatte am vergangenen Wochenende das Gelände geflutet. Bei einem Blitzeinschlag wurden mehr als 70 Menschen verletzt – einer davon schwer.