Der Juni begann für die Stadt-Apotheke im bayerischen Simbach am Inn mit einem Schock: Heftige Regenschauer hatten zu einem Dammbruch geführt und die Apotheke geflutet. Die Schadenshöhe kann Inhaberin Constanze Callies immer noch nicht abschätzen. Doch es geht voran: Zum 1. Juli wird Callies den Betrieb mit verkürzten Öffnungszeiten wieder aufnehmen.
Auch fast einen Monat nach der Überschwemmung trockne die Apotheke immer noch, berichtet die Inhaberin. Inzwischen ist der Verkaufsraum komplett ausgeräumt. Doch Callies und ihre Mitarbeiter sind weiterhin mit Aufräumen und Putzen beschäftigt. Zumindest gab es eine Erleichterung: „Die Apotheke ist zweigeschossig; und die Büros im ersten Stock sind noch benutzbar“, sagt sie. Auch der Hauptserver der Stadt-Apotheke sei intakt geblieben.
Daher kann Callies bereits Büroarbeiten erledigen. Zudem nimmt die Apotheke vormittags inzwischen wieder Kundenbestellungen an, die am Nachmittag ausgeliefert werden. Vor allem die Anteilnahme der Kunden sei es, die Callies in dem Entschluss bestärkt habe, ab dem kommenden Monat den Betrieb mit eingeschränkten Öffnungszeiten wieder aufzunehmen.
Von 9 bis 12 Uhr und 15.30 bis 17.30 Uhr wird die Stadt-Apotheke ab Juli wieder Kunden bedienen. Callies will dazu einen Grundstock an Waren vorrätig halten – ihr Warenlager hat die Flutwelle vernichtet. Die Kunden werden für die Übergangszeit am seitlichen Notdiensteingang bedient. Callies will außerdem erklären, wann und wie es mit der Apotheke weitergeht – und viel zuhören, schließlich war die Überschwemmung auch für die Kunden ein schockierendes Erlebnis.
Callies ist erleichtert, dass die Apothekerkammer Bayern den verkürzten Öffnungszeiten unverzüglich zugestimmt hat. „Ich habe von der Kammer und von Kollegen ganz viel Unterstützung bekommen“, sagt sie. Apotheker des Ortes haben die Notdienste der Stadt-Apotheke bis einschließlich August übernommen. „Nicht im Tausch, sondern wirklich übernommen“, betont Callies. Eine befreundete Apothekerin aus der Umgebung habe zudem angeboten, übergangsweise Personal der Stadt-Apotheke zu beschäftigen. „Das ist zum Glück nicht nötig – wir haben alle Hände voll zu tun“, sagt Callies.
Viele Entscheidungen habe sie in kürzester Zeit treffen müssen, berichtet sie. „Wir müssen die Apotheke neu einrichten. Außerdem benötigen wir einen neuen Boden und eine neue Tür“, so Callies. Hinzu kommen Terminvereinbarungen mit den Handwerkern, wobei manche Gewerke nur nacheinander arbeiten können oder warten müssen, bis die Apotheke komplett getrocknet ist. Callies hofft, dass die Apotheke im Herbst ganz wiederhergestellt sein wird.
Das Gebäude der Stadt-Apotheke ist nicht gegen den Überschwemmungsschaden versichert. „Das war ein ziemlicher Schlag“, sagt Callies. Doch ihre Apotheke ist geschützt: „Ich habe eine Komplett-Police bei Pharmassec abgeschlossen, die zum Beispiel meinen Betriebsausfall abfängt“, sagt sie. Das ist die Rettung für die Stadt-Apotheke: „Wenn ich die Versicherung nicht hätte, würde es uns nicht mehr geben.“ Die genaue Schadenshöhe kann Callies noch nicht beziffern.
Nicht nur Callies' Apotheke ist von Unwetterschäden betroffen. „Ich muss mich gerade um drei Baustellen gleichzeitig kümmern“, sagt sie. Denn ihr Wohnhaus und das ihrer Eltern habe es sogar noch schlimmer erwischt. „Die Stadt-Apotheke stand eher an der Grenze der Flutwelle; das Wasser stieg in der Apotheke nicht so schnell und lief besser wieder ab“, so Callies. Ob sich die Renovierung der Wohnhäuser lohnt, weiß sie noch nicht: Ein entsprechendes Gutachten stehe noch aus. Für die Apotheke haben Sachverständige die Sanierung empfohlen.
Für andere Simbacher Geschäfte bedeutet die Überschwemmung vermutlich das Aus. „Sie werden wohl nicht mehr eröffnen können“, berichtet Callies. Aber noch sei vieles unklar; zum Beispiel auch, mit welchen finanziellen Zuschüssen vom Land gerechnet werden könne. Aber die Aufräumarbeiten in der Stadt gingen genau wie in der Apotheke voran: „Wir freuen uns über jeden kleinen Fortschritt“, sagt Callies.
Am vergangenen Wochenende kam es deutschlandweit wieder zu Unwettern mit starken Regenfällen. Das Southside-Festival in Baden-Württemberg wurde abgesagt; das Hurricane im niedersächsischen Scheeßel fand auf Schlammwiesen statt. Im nordrhein-westfälischen Lienen lief der Dorfteich über: Der Keller der Teuto-Apotheke von Inhaberin Doris Cichon stand daher zwei Meter tief unter Wasser.
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