Arzneimittelmissbrauch

Untergrundlabor ausgehoben

, Uhr

Im Kampf gegen den illegalen Vertrieb von Arzneimitteln hat das Zollfahndungsamt Hamburg heute einen Erfolg erzielen können. Die Behörde hat in einer Kieler Mietwohnung „das bislang größte Untergrundlabor Norddeutschlands“ gefunden, so ein Zoll-Sprecher. Die sechs verhafteten Verdächtigen sollen seit 2008 aus Asien importierten Grundstoffen verschreibungspflichtige Medikamente hergestellt haben.

„Wir haben in der Wohnung die komplette Bodybuilder-Palette gefunden“, sagt der Amtssprecher. Neben den Muskelaufbau-Präparaten sollen auch illegale Medikamente zur Behandlung der Wechselwirkungen vertrieben worden sein: „Wir haben zum Beispiel auch das Haarausfallpräparat Proscar (Finasterid), das Brustkrebs-Mittel Tamoxifen und Viagra (Sildenafil) sichergestellt“. Die rund 70.000 beschlagnahmten Ampullen und Tabletten haben einen Marktwert von 90.000 Euro und sollen über das Internet verkauft worden sein.

Die Tätergruppe soll aus bislang unbekannten asiatischen Quellen die benötigten Grundstoffe bezogen haben. In der Wohnung eines der Verdächtigen sollen die Stoffe dann zu Tabletten verarbeitet worden sein. „Die haben sogar eigene Etiketten mit Medikamentennamen und Wirkstoff hergestellt“, sagt der Zollsprecher. Bei den Bodybuildern scheinen die laienhaft hergestellten Präparate jedoch beliebt gewesen zu sein: Während der ersten Ermittlungen hätten die Sportler sich lobend über die Wirkung der gefälschten Medikamente geäußert.

Die Auswertung der Beweismaterialien würden mehrere Wochen dauern, so die Behörde. Den Tätern drohe aber eine mehrjährige Freiheitsstrafe wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr aus Ressort
Verdacht des Totschlags gegen Palliativarzt
Vierfachmord: Motiv unklar, Pflegedienst erschüttert

APOTHEKE ADHOC Debatte