Drohende Schließung auf Helgoland

„Unter den Bedingungen wollen wir nicht mehr“

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Berlin -

Seit März 2014 führt Carsten Hase die Insel-Apotheke auf Helgoland. Tag und Nacht ist er gemeinsam mit seiner Frau für die Kund:innen in Bereitschaft – rund um die Uhr. Und das an 365 Tagen im Jahr. Die Eheleute möchten ins Angestelltenverhältnis wechseln, doch eine Übernahme der Apotheke ist aktuell nicht in Sicht.

Ursprünglich kommen Hase und seine Frau aus dem Raum Braunschweig. Als sie ein halbes Jahr für eine Vertretungsaufgabe auf Helgoland verbrachten, erfolgte die Anfrage zur Übernahme der dortigen Insel-Apotheke. Der damalige Besitzer habe bereits einige Jahre nach einer geeigneten Nachfolge gesucht, berichtet Hase. Vor knapp zehn Jahren fand schließlich der Umzug samt Eintritt in die Selbstständigkeit statt. Viele Jahre standen sich die Annehmlichkeit des Insellebens und die durchgängige Abrufbereitschaft gegenüber, Hase arrangierte sich mit der ständigen Erreichbarkeit.

Corona brachte die Wende

Inzwischen hat sich gesundheitspolitisch Einiges verändert – und zwar zum Negativen, was den beruflichen Alltag für Hase und seine Frau massiv erschwert.

In Pandemiezeiten habe es viele Probleme gegeben, etwa dass der Fährverkehr stark eingeschränkt war und die Schiffe nur zweimal pro Woche vom Festland angelegt und Arzneimittelnachschub gebracht haben. Touristen sind ferngeblieben, was den Umsatz der Apotheke stark eingeschränkt hat.

„Wir haben gemeinsam den Entschluss gefasst, die Apotheke verkaufen zu wollen,“ so Hase. „Einfach, weil wir keine Lust mehr haben, in diesem Gesundheitssystem mit mangelnder Anerkennung, mangelnder Vertretung durch unsere Standesorganisation, mit den immer mehr querschießenden bürokratischen Hindernissen und Auflagen. Unter den Bedingungen wollen wir das einfach nicht mehr.“

Nachfolger nicht in Sicht

Der Apotheker versichert, beide machen ihren Job im Grunde sehr gern. „Wir leben und lieben diesen Beruf, mögen den Kundenkontakt und stehen gern im HV. Ich persönlich bin auch gerne selbstständig, aber nicht mehr unter diesen Voraussetzungen.“ Beide möchten unbedingt auf der Insel und auch ihrer Apotheke treu bleiben. „Wir finden es wirklich toll hier.“ Der Wunsch, ins Angestelltenverhältnis wechseln zu können, ließ sich seit der Verkaufsentscheidung allerdings noch nicht erfüllen. Bereits seit etwa drei Jahren wird intensiv ein Nachfolger für die Insel-Apotheke gesucht. „Es kommen hin und wieder mal Anfragen, aber bisher gab es keine nachhaltigen Interessenten.“

Damit droht der Apotheke die Schließung. Dies hätte für die Inselbewohner eine fehlende Arzneimittelversorgung zu Folge. „Ich hoffe nicht, dass es soweit kommt. Die Schließung würde mir das Herz brechen.“ Die nächste Apotheke ist per Fähre nach Cuxhaven erreichbar. Das ist keine Option für Akutfälle, weiß Hase. Außerdem bestehe auf Helgoland das Problem, dass man nicht an einem Tag hin und zurück kommt. „Schließen hier auf Helgoland Geschäfte, die die Grundversorgung aufrecht erhalten, haben die Inselbewohner ein großes Problem.“

Kein Personal

Im Winter herrscht Nebensaison auf Helgoland. Die Anzahl an Kund:innen belaufe sich in diesen Monaten bei 60 bis 80 pro Tag. Im Sommer sieht die Sache ein wenig anders aus. Dann herrscht Hochbetrieb auf der kleinen Insel und die Apotheke wird von etwa 200 Menschen tagtäglich aufgesucht. „Im Winter kann man das alleine gut bestreiten, aber der ganze Sommer ist allein beziehungsweise zu zweit, nicht machbar.“ Deshalb hatte Hase bis Ende Oktober auch noch eine Saison-PTA, die die Eheleute unterstützte. Dennoch sei es unfassbar schwierig, Freizeit oder gar Urlaub zu planen. Zwei PTA haben zuvor nach kurzer Zeit die Insel wieder verlassen: „Eine blieb nur für einen Tag, die zweite kam mit dem Computersystem nicht zurecht. Man ist immer wieder mit Einarbeitung beschäftigt.“

Auch aus diesem Grund könne er als Inhaber keinen Vertretungsapotheker für ein oder zwei Wochen bestellen, der sich nicht auskenne. „Im Zweifel habe ich dann eine PTA und einen Apotheker – und beide wissen nicht, was zu tun ist. Das funktioniert nicht. Das kann und will ich nicht verantworten.“

24/7 Bereitschaft

Zudem sei es überhaupt kaum eine Überlegung wert, eine kurzzeitige Vertretung anzufragen. Man müsse sich nach deren Verfügbarkeiten richten und dürfe auch die enormen Kosten eines Approbierten von etwa 2500 Euro pro Woche nicht außer Acht lassen. „Da kostet die Vertretung mehr als der ganze Urlaub. Jegliche Flexibilität geht da in Bach unter.“

Das Gesamtpaket stimmt für Hase und seine Frau nicht mehr. – „So geht’s nicht mehr: 24 Stunden am Tag in Bereitschaft, 365 Tage im Jahr – das Telefon immer in Griffweite. Nie Freizeit.“

Kürzlich sorgten sich gleichermaßen die Menschen auf Wangerooge um ihre Apotheke. Nach einigen Unstimmigkeiten ist dort in letzter Minute die Übergabe geglückt. Seit wenigen Tagen ist ein neuer Besitzer vor Ort. Hase hofft, dass sich bald auch für seine Insel-Apotheke auf Helgoland ein Kaufinteressent findet.

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