Uni Münster: Individualisierte Pharmakotherapie gestartet Laura Schulz, 07.03.2024 12:31 Uhr
„Mein Ziel ist es, ein patientenorientiertes und interprofessionelles Lehrkonzept zu verankern“, sagt Professor Dr. Björn Burckhardt. Der 40-Jährige ist seit einem Jahr Inhaber der neu geschaffenen Stiftungsprofessur für individualisierte Pharmakotherapie am PharmaCampus der Universität Münster.
Seine Antrittsvorlesung „Dem Reizhusten auf der Spur“ bildete den offiziellen Start der ersten Stiftungsprofessur einer Apothekerkammer. Mit dabei waren mehr als 100 Studierende, Hochschullehrer:innen und Kammermitglieder – darunter auch sieben Vorstandsmitglieder der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AVWL). Auch AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, Universitätsdekan Professor Dr. Frank Glorius und Universitätsrektor Johannes Wessels hörten zu.
In Münster soll damit von Anfang an ein fachliches Miteinander von angehenden Apotheker:innen und Ärzt:innen gepflegt werden. Im Vordergrund stehen sollte die Patientin oder der Patient – in der Therapie sollte Sektorengrenzen keine Rolle mehr spielen. Bei der individualisierten Pharmakotherapie stehe unter anderem die an einzelne Patient:innen angepasste Dosierung von Arzneimitteln auf dem Lehrplan. „Es ist eine ureigene Aufgabe des Apothekers, dafür Sorge zu tragen, dass Arzneimittel richtig dosiert werden“, so Dekan Joachim Jose, als die Stiftungsprofessur vor drei Jahren von Rektorat, Dekanat und AKWL auf den Weg gebracht wurde.
Eine patientenorientierte Anpassung sei eine zukünftige Aufgabe der heutigen Studierenden und spiele schon heute in der Immun- und zunehmend auch in der Tumor-Therapie eine große Rolle.
Forschungsschwerpunkt Kallikrein-Kinin-System
Am 1. Oktober 2022 wurde Burckhardt zum Professor ernannt, zum anschließenden Jahreswechsel nahm er seine Tätigkeit auf. Heute hat er ein siebenköpfiges Team. Schwerpunkt der gemeinsamen Forschungsarbeit ist das Kallikrein-Kinin-System, das eng mit dem Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, dem Komplementsystem und Neurokininen verknüpft ist. Das komplexe Zusammenspiel ist bisher allerdings unzureichend beschrieben. Große Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Krebs, seltene Erkrankungen wie das hereditäre Angioödem und auch entzündliche Erkrankungen wie der Sepsis, oder Malaria stehen damit in Verbindung.
Die Arbeit Burckhardts und seines Teams soll zum besseren Grundlagenverständnis beitragen und womöglich sogar neue vielversprechende Wirkstofftargets für unterschiedliche Krankheiten identifizieren. Diese Potenziale zeigte Burckhardt bereits eindrucksvoll auf: „Hierauf aufbauend führen wir präklinische und klinische Studien in Kooperation durch, bei denen unsere Arbeitsgruppe neue Leitstrukturen für identifizierte Wirkstofftargets pharmakokinetisch, pharmakodynamisch und auch pharmakometabolomisch umfassend beleuchtet.“
10 neue Studienplätze, mehr Vernetzung
Neben dem neuen inhaltlichen Schwerpunkt ermöglicht die Stiftungsprofessur zudem die Ausbildung von jährlich zehn zusätzlichen Pharmaziestudierenden in Münster. „Neben der weiteren Stärkung der klinischen Pharmazie begegnen wir auf diesem Wege dem hohen Bedarf an Apothekerinnen und Apothekern in Zeiten des demographischen Wandels“, freut sich Kammerpräsidentin Overwiening.
Die Vernetzung der Gesundheitsberufe erfolgt unter anderem durch ein interprofessionelles Lehrteam aus angehenden Pharmazeut:innen und Mediziner:innen, das erstmals im Februar angeboten wurde. Außerdem wird das Lehrangebot in der Klinischen Pharmazie im 6. Semester verdoppelt. Um auch eine effektive Kommunikation mit den Patient:innen zu trainieren, hat Burckhardt mit dem Lehrstuhl für Digitale Transformation einen Designprototyp entwickelt, der auf dem Einsatz von Augmented Reality (AR) basiert.