Ukraine

Aids-Medikamente werden blockiert APOTHEKE ADHOC, 21.07.2015 14:44 Uhr

Aids-Medikamente werden knapp: Die Versorgung von HIV-Infizierten in der umkämpften Ostukraine ist gefährdet. Die Medikamente werden an einem Kontrollposten blockiert. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Die Ukraine hat den höchsten Anteil an HIV-Infizierten innerhalb Europas. 234.000 Menschen waren Anfang 2014 mit dem Erreger infiziert. Auch das ist eine Folge des Krieges: Die Übertragung des Virus von der Mutter auf ihr Kind kann nicht unterbunden werden – es fehlen sichere Blutkonserven. Laut einem ARD-Bericht gehen der Ostukraine nun zudem die Aids-Medikamente aus, denn diese hängen in Blockaden fest.

Derzeit sind die Medikamente an Kontrollposten blockiert, die von der ukrainischen Armee oder von pro-russischen Separatisten entlang der umkämpften ostukrainischen Gebiete gehalten werden. Die medizinische Versorgung von etwa 8000 HIV-Infizierten ist damit gefährdet: Sollte die Blockade nicht aufgehoben werden, könnten die Patienten von Mitte August an nicht mehr behandelt werden, warnte der Aids-Sondergesandte der UNO für Osteuropa und Zentralasien, Michel Kazatchkine, vor einer Aids-Konferenz in Vancouver.

Die Aids-Patienten seien ins „politische Kreuzfeuer zwischen der ukrainischen Regierung und den von Russland unterstützten Kämpfern geraten“, zitiert der ARD-Bericht Kazatchkine. Die Krise betreffe vor allem das Donbassgebiet und die von Separatisten ausgerufenen Volksrepubliken Donezk und Luhansk.

In der Region Donezk sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor dem Ausbruch der Krise fast 28.000 Menschen mit HIV registriert worden – die höchste Rate in der Ukraine. Die medizinische Versorgung in der Region werde außerdem dadurch gefährdet, dass im Krieg zahlreiche Krankenhäuser zerstört wurden, so Sprecher der WHO.

Die Aids-Medikamente für die Patienten in der Ostukraine seien bereits bezahlt, heißt es im ARD-Bericht. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen wolle sie ausliefern und ihre Anwendung beaufsichtigen, sagte Kazatchkine. Doch der andauernde bewaffnete Konflikt, die Wirtschaftskrise und der Rückzug der Nichtregierungsorganisationen gefährde diese Planung.

In der Ostukraine kommen nach UN-Schätzungen derzeit Hunderte Babys als Folge des Krieges mit dem Aidserreger zur Welt. Es fehle an sicheren Blutkonserven, nachdem die Blutbank in Donezk beschossen wurde, teilte die WHO mit. Dadurch sei es kaum noch möglich, die Übertragung von HIV durch infizierte Mütter bei der Geburt zu unterbinden.

Nach Angaben der WHO gab es in der Ukraine Anfang 2014 offiziell 234.000 HIV-Infizierte im Alter von mehr als 15 Jahren. Das entspricht einem Anteil von 0,8 Prozent an der Gesamtbevölkerung und damit der höchsten Rate Europas.