Manne Lucha, baden-württembergischer Minister für Soziales, Gesundheit und Integration, besuchte auf seiner Sommertour auch die Hohenzollern-Apotheke in Krauchenwies. „Der Besuch fand bewusst in der kleineren meiner beiden Apotheken statt. Meine große Zukunftssorge gilt vor allem den Apotheken auf dem Land. Wenn wir nicht aufpassen, siegt die Bequemlichkeit der Patient:innen und der Großteil der E-Rezepte landet beim Versandhandel“, so Inhaber Simon Forster.
Laut Forster müssen schnell konkrete Schritte eingeleitet werden, um das Apothekensterben zu stoppen und den Beruf in der Apotheke wieder attraktiver zu machen. Einer der Hauptpunkte im Gespräch mit dem Minister war daher die seit Jahren fehlende Honoraranpassung des Apothekenpersonals. Ein Beispiel: „Wenn eine ausgelernte PKA nur mit 150 Euro über Mindestlohn honoriert wird, überlegt sie sich doch dreimal, ob sie in der Apotheke arbeiten soll. Sie müsste deutlich mehr verdienen“, so Forster.
Als Inhaber könne er schlichtweg kaum mehr Gehalt zahlen, auch wenn er wollte: „Ich müsste fairerweise allen meinen Angestellten mehr Geld zahlen. Das kann ich mir aber nicht leisten. Ich kann nicht aus einem immer kleiner werdenden Kuchen immer größere Stücke rausschneiden.“ So schwinde kontinuierlich das Nachwuchspersonal: „Ich kämpfe demnach nicht nur für mich, sondern für alle meine Mitarbeiter:innen“, so der Apotheker.
Ein weiterer wichtiger Punkt sei die wohnortnahe Versorgung durch die Apotheken. Forster selbst führt die einzige Apotheke in der 5000 Einwohner starken Gemeinde. „Wir haben beispielsweise keinen Autobahnanschluss. Um im Notdienst versorgt zu werden, fahren die Kund:innen nicht selten bis zu 30 km“, so die traurige Bilanz des Apothekers. Brechen immer mehr Apotheken auf dem Land weg, hat das laut Forster gravierende Folgen.
„Die Menschen suchen sich meist den für sie bequemsten Weg raus. Wir sehen das doch bereits anhand vom Versandhandel. Ein Klick und mein benötigtes Produkt ist bestellt und wird bis zur Haustür geliefert und das oft noch preisgünstiger“, so der Apotheker. Reagiert habe er darauf bereits mit sogenannten „Pick-up-Automaten“. Die Kund:innen haben an beiden Apotheken die Möglichkeit, vorab bestellte Medikamente rund um die Uhr abzuholen, ohne die Apotheke betreten zu müssen. „Ich habe auch einen Drive-In-Schalter an einer Apotheke eingerichtet. Dieser wird extrem gern genutzt von den Menschen“, so Forster.
Und trotzdem: „Wenn wir nicht aufpassen, wird die Bequemlichkeit der Menschen siegen, und ein Großteil der E-Rezepte landet beim Versandhandel“, so der Apotheker. Deswegen sei es wichtig, für gleichberechtigte Bedingungen zu sorgen. „Den Versandhandel bekommen wir nicht mehr weg. Aber wir Apotheker:innen leisten doch die Beratungsarbeit, machen Notdienste und die ganze Bürokratie. Wir müssen also auch entsprechend dafür bezahlt werden.“
Desweiteren wurde beim Besuch auch die zeitaufwendige Bürokratie diskutiert: „Auf der einen Seite werden die Apotheken ständig kontrolliert, ob sie aktiv die Beratung anbieten, auf der anderen bleibt ja kaum noch Zeit für diese Gespräche“, so Forster. „Wenn wir alles geprüft haben, von der Lieferfähigkeit bis zu den Rabattverträgen, vergeht soviel Zeit, dass die Beratung droht zu kurz zu kommen“, ärgert sich der Apotheker. Und außerdem: „Wir sollen für die Kasse Gelder einsparen, sehen aber am Ende keinen Cent für diesen erheblichen Mehraufwand.“
Fazit: „Selbst wenn Lucha die dringende Notwendigkeit, den Apotheken zu helfen und etwas an deren prekärer Situation zu ändern, erkannt hat, heißt das ja noch nicht, dass jetzt auch gehandelt wird“, so Forster. Der Besuch des Politikers sei bitter notwendig gewesen: „An sich habe ich das Gefühl gehabt, wir rennen offene Türen ein mit unserer Darlegung, wie schlecht es um die Apotheken steht. Es hieß laut Lucha auch, viele Sachen seien in Arbeit, aber schwer umzusetzen.“ Forster ist sich sicher: „Wenn eine Apotheke erstmal weg ist, wird so schnell auch keine neue mehr aufmachen.“
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