Keine Angst vor Veränderung

Übernahme, Schließung, Doppelumbau: „In der Krise investieren“ Laura Schulz, 18.08.2024 08:04 Uhr

Zusammen mit seinem Vater Gerhard hat Thorsten Leitner vier Schorndorfer Apotheken umgekrempelt. Foto: Bebop Media / DG
Berlin - 

Im baden-württembergischen Schorndorf sorgte Thorsten Leiter in der gemeinsamen OHG mit seinem Vater Gerhard zuletzt für ordentlich Bewegung. Eine Apotheke wurde geschlossen, eine übernommen und saniert, eine weitere, bereits im Portfolio befindliche Apotheke zeitgleich umgebaut. „Man sagt ja immer: in der Krise investieren“, so der Inhaber zu dem Mammutprojekt.

Die älteste Apotheke im Bestand der Familie war die Daimler-Apotheke am Unteren Marktplatz, später kam noch die Uhland-Apotheke hinzu, zuletzt die Künkelin. Zum Sommer übernahmen Vater und Sohn noch eine weitere Apotheke in der Innenstadt von Schorndorf mit seinen 40.000 Einwohner:innen: die Palm’sche Apotheke. Wenn es nicht mehr anders geht, müsse man seine Apotheke(n) auch aktiv vom Markt nehmen, meint Leiter, der kurzzeitig mit seinem Vater zusammen die vier Apotheken führte. „Man ist darauf angewiesen, Synergien zu bilden“, so Leiter zur Entscheidung.

Seit 1979 stand Vater Gerhard Leiter in der alten Daimler-Apotheke in der Innenstadt im HV, nahe der nun übernommenen Palm’schen Apotheke. „Ein Automat wäre hier nie reingekommen, Barrierefreiheit war auch nicht möglich“, so der Sohn. Zukunft habe man hier also nicht mehr für den Apothekenbetrieb gesehen. Die erste der Apotheken der Familie am Unteren Marktplatz wurde daher geschlossen und mit der Künkelin-Apotheke zusammengelegt.

Aber auch die Künkelin-Apotheke hat bereits in den vergangenen Jahren einige Veränderungen miterlebt: Vor drei Jahren pachtete Leiter leerstehende Räume der früheren C&A-Filiale in einem Center. Parallel übernahmen Vater und Sohn die Künkelin-Apotheke an einem anderen Standort, die dann in das Center umgezogen wurde. Die Künkelin-Apotheke wurde nun nach der Zusammenlegung die neue Daimler-Apotheke. Die Umbenennung sei sinnvoll gewesen, „damit sich die Kunden wiederfinden“.

Umbau in Bestands-Apotheke

Investiert wurde stattdessen in die Uhland-Apotheke, die nun bis Ende Juni saniert wurde. Neu sind hier ein Mutter-Kind-Schwerpunkt und mehr Parkplätze hinzugekommen. Dass das alles irgendwie gleichzeitig läuft, war so nicht geplant: „Ich hätte das eigentlich nie parallel geplant, aber das hat sich jetzt so ergeben“, berichtet Inhaber Leiter. Seinem Team habe er den Umbau außerdem ebenfalls schon versprochen – „die haben sich schon gefreut“ – jetzt mussten Taten folgen.

Zum 1. Juli kam nun noch eine neue Apotheke ins Portfolio: Die Palm’sche Apotheke suchte nach der Entscheidung von Inhaber Erich Poppe, in den Ruhestand zu gehen, nämlich einen Nachfolger. Hier wurde umfassend modernisiert: Ein Kommissionierer ist eingezogen. Der Einbau im historischen Keller der Apotheke war alles andere als einfach. „Wir brauchten drei Deckendurchbrüche, womit sich auch der ganze Brandschutz verändert hat“, erklärt Leiter. Das jahrhundertealte Gebäude am Marktplatz steht unter Denkmalschutz; bereits 1607 wurde die Apotheke hier gegründet.

„Markt selber gestalten“

Bei den vielen Veränderungen – die nun abgeschlossen sein sollen – kommen aber nicht alle mit. Daher veröffentlichte der Apotheker auch Anzeigen in der Lokalpresse. „Die meisten Kunden waren informiert.“ Gerade aber in der nun geschlossenen alten Daimler-Apotheke in der Innenstadt kommen immer mal wieder noch irritierte Kund:innen an. „Meistens findet sich noch ein anderer Passant, der dann vorliest, was auf der Scheibe steht“, erklärt der Inhaber und verweist unter anderem auf die beklebte, jetzt verschlossene Eingangstür. Die alten Stammkunden seines Vaters hätten aber bei einer der drei bestehenden Apotheken ihre neue Heimat gefunden, so Leiter.

Der Inhaber ist sich sicher: „Man muss den Markt selber gestalten, bevor man gestaltet wird“, daher kämen seine umfassenden Maßnahmen nicht zur falschen Zeit. Er ist zudem mit seinen drei Apotheken Teil einer kleinen Kooperation mit Apotheker Thomas von Künsberg Sarre, bei dem Leiter jahrelang angestellt war; „daher sind wir immer in gutem Kontakt geblieben und kooperieren heute“.

„Wir werden von der Politik nichts bekommen, da muss man selbst aktiv werden. Ich hoffe, dass das der richtige Weg ist“, so der Inhaber. Was am Ende bei der Apothekenreform rauskomme, wisse schließlich keiner. „Das Thema Skonto macht auch mir zu schaffen. Das war nicht absehbar.“

Finanzierungen für die Apotheken, neuer Tarifvertrag fürs Personal – da läppern sich die Probleme auch schnell. „Die Gesamtgemengelage war schon mal leichter“, meint Leiter, der sich nun aber auf einem guten Weg für die Zukunft wähnt.