Mehr als doppelt so viele schwere Infektionen

Grippe: Hohe Fallzahl bei Kindern

, Uhr aktualisiert am 30.01.2025 11:06 Uhr
Berlin -

Die Zahl der Atemwegserkrankungen hat insbesondere bei Kindern stark zugenommen. Etwa 7,9 Millionen Menschen in Deutschland haben derzeit eine akute Atemwegserkrankung, heißt es im Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) für 20. bis 26. Januar. Vor allem Grippeviren seien im Umlauf. Im Vergleich zur Vorwoche habe die Zahl der Grippeinfektionen vor allem bei Kindern von 5 bis 14 Jahren stark zugelegt, aber auch jüngere Kinder und Erwachsene infizierten sich häufiger.

Neben Grippe wurde bei den 0- bis 4-Jährigen auch eine Zunahme der Respiratorischen Synzytial-Viren (RSV) beobachtet. Die RSV-Welle habe damit in der 3. Kalenderwoche (ab dem 13. Januar) begonnen, heißt es in dem Bericht. Die Grippewelle begann nach Definition des RKI bereits am 30. Dezember.

Mehr als doppelt so viele schwere Infektionen

Die Zahl schwerer akuter Atemwegsinfektionen hat sich dem RKI zufolge seit dem Jahreswechsel mehr als verdoppelt und ist so hoch wie zum Höhepunkt der Grippewelle der beiden Vorsaisons. Auch der Bundespressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske, sagte: „Wir sehen immer wieder Jugendliche und Kinder, die über mehrere Tage an hohem Fieber und deutlichen Krankheitszeichen leiden.“

Auch die Zahl der Arztbesuche wegen Atemwegserkrankungen stieg dem RKI-Bericht zufolge stark an. Der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Dr. Markus Beier, sagte: „Diesen Anstieg beobachten wir erfahrungsgemäß immer im Anschluss an die Weihnachtsferien, wenn die Menschen am Arbeitsplatz, in Schule oder Kita wieder verstärkt miteinander in Kontakt kommen.“ Er geht davon aus, dass die Zahl der Grippefälle in den kommenden Wochen noch einmal ansteigt, bevor die Welle wieder abflacht.

Grippe ist keine starke Erkältung

Grippe werde von vielen als starke Erkältung abgetan, so Beier. „Das ist aber falsch.“ Für Impfungen sei es Ende Januar zwar spät, aber nicht zu spät, insbesondere für Risikopatienten.

In Nordrhein-Westfalen wurden allein in der vergangenen Woche mehr als 5000 Influenza-Infektionen gezählt, so aktuellste Daten des Landeszentrums für Gesundheit. Die Zahlen steigen seit Jahresanfang deutlich. In der Kalenderwoche zuvor waren es noch 2800 Fälle gewesen.

Die Zunahme des Infektionsgeschehens insgesamt spüren auch die Hausärzte in NRW. Die Zahl der Patientinnen und Patienten in den Wartezimmern steigt seit Jahresbeginn täglich, berichtet eine Sprecherin des Hausärzteverbandes Nordrhein. Die meisten kämen mit akuten Erkältungen zum Arzt. Das Infektionsniveau sei dabei insgesamt ähnlich hoch wie in den Vor-Covid-Jahren – wobei auch Corona-Infektionen immer noch eine Rolle spielten. Schwere Verläufe kämen aber selten vor.

Grippesaison kann sich bis Frühjahr hinziehen

Von den meldepflichtigen akuten Atemwegserkrankungen sei das Grippevirus die dominierende Erkrankung, berichtet eine Sprecherin des Landeszentrums für Gesundheit. Sowohl Infektionen mit dem Corona-Virus als auch mit dem RSV-Virus stagnierten mit jeweils unter 500 registrierten Fällen auf eher niedrigem Niveau.

Die Zahl der zuletzt registrierten 5000 Influenza-Erkrankten in einer Woche ist dabei bereits höher als auf dem Höhepunkt der jährlichen Grippewelle in NRW im vergangenen Jahr: In den ersten beiden Februarwochen 2024 waren jeweils rund 4500 Fälle gemeldet worden, danach ebbte die Welle nach und nach wieder ab.

Wie stark die Infektwelle ausfalle, lasse sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht prognostizieren. Die Grippesaison könne sich bis ins Frühjahr erstrecken, sagt Lars Rettstadt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe. Man stelle sich insofern in den nächsten Wochen noch auf zunehmende Patientenanfragen und Behandlungen ein.

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