Müssen sich Patienten von der Vorstellung verabschieden, dass sie sich durch Früherkennung etwas Gutes tun? Die Sendung „betrifft“ diskutiert, welche Untersuchungen sinnvoll und welche unnötig oder sogar potentiell schädlich sind. Der SWR zeigt die Dokumentation unter dem Titel „Wenn Gesunde zu Patienten werden – Krank durch Früherkennung“ am Mittwochabend um 20.15 Uhr.
Die Dokumentation begleitet unter anderem Gabi Hassert, die sich einer Mammographie unterziehen muss. Diese Röntgenreihenuntersuchung der weiblichen Brust wurde ursprünglich ins Leben gerufen, damit Brustkrebs frühzeitig entdeckt und dadurch gut behandelt werden kann.
Leider bekomme dieses Modell, an das sich alle gewöhnt hätten, Risse, hieß es vom SWR. Umfangreiche Studien zeigten, dass das Mammographie-Screening kaum messbare Erfolge habe, was die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Brustkrebs angehe, sondern sogar Risiken berge. Es würden weitaus mehr Frauen durch fehlerhafte Diagnosen zu Krebskranken erklärt und unnötig aufwendig behandelt als vor dem Tod gerettet.
Auch beim allgemeinen Gesundheits-Check-up sei die Bilanz negativ, so die Autoren der Sendung. Beschwerdefreie Menschen würden für krank erklärt, weil beispielsweise ihre Blutwerte von Normen abwichen. Medikamente würden verschrieben, ohne dass die Patienten davon profitierten.
Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), hatte vor kurzem gefordert, Nutzen und Risiken der Vorsorgeuntersuchungen stärker zu hinterfragen. Er hatte sich vor allem auf bestimmte Screening-Programme zur Krebserkennung bezogen. Studien zeigten, dass sich die Zahl der Todesfälle durch derartige Untersuchungen nur marginal senken lasse, so Montgomery.
IQWiG-Chef Professor Dr. Jürgen Windeler hatte die wissenschaftlichen Kriterien der Tastuntersuchung auf Prostatakrebs, des Gesundheits-Check-ups und des Hautkrebs-Screenings als fragwürdig bezeichnet. Die Patienten müssten wissen, dass es dabei auch um finanzielle Interessen der Ärzte gehe.
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