„Das Beste aus Deutschlands Apotheken“ Eugenie Ankowitsch, 14.10.2017 08:13 Uhr
Wie will ich meine künftige Apotheke gestalten? Diese Frage stellt sich jedem Apotheker, der sich neu niederlässt. Auch Clemens Lux machte sich darüber Gedanken. Ein paar Ideen konnte er sammeln, indem er als Vertretungsapotheker quer durch Deutschland reiste. Dabei lernte er, was ein Apotheker machen sollte und was lieber nicht. Nach der Übernahme der Turm-Apotheke in Bochum-Linden legte der 30-Jährige auch gleich los.
Bevor er die Turm-Apotheke übernommen hat, ging Lux auf Wanderschaft. Ein Jahr lang hat er als Vertretungsapotheker in zahlreichen Apotheken gearbeitet. „Zum einen fand ich das sehr spannend, unterschiedliche Apotheken in verschiedenen Bundesländern zu sehen“, erklärt er. Andererseits sei es für ihn klar gewesen, dass er sich in absehbarer Zeit selbstständig machen werde. „Da wollte ich schauen, wie meine Kollegen ihre Apotheken führen, und Anregungen sammeln, um später ein eigenes Profil zu entwickeln.“
So habe er von seinen Kollegen beispielsweise bei der Gesprächsführung viel lernen können, sowohl in positiver als auch negativer Hinsicht. „Bei der Kommunikation mit den Kunden unterscheiden sich die Apotheken teilweise extrem“, schildert Lux seine Erfahrungen. „Manch ein Kollege versteht es richtig gut, Kunden auch bei schwierigen Themen mitzunehmen.“ Da gelte es, genau hinzuhören und zu lernen.
In anderen Apotheken werde eher gezeigt, wie man es nicht machen sollte. „Da wird manch ein Kunden eher als dummes Kind behandelt“, erzählt der Apotheker „Wenn ich als Kunde so behandelt würde, würde ich nicht wieder gekommen.“ Dabei benötige es nur wenig Aufwand, den Menschen freundlich zu begegnen, betont Lux.
Auch konnte der Apotheker etliche Warenwirtschaftssysteme kennenlernen und in der Praxis ausprobieren. Diese Kenntnisse hätten ihm die Wahl eines Systems für die Turm-Apotheke erheblich erleichtert. Denn eine seiner ersten Amtshandlungen war die EDV-Umstellung. „Bei dem bisherigen Warenwirtschaftssystem handelte es sich um ein POR-System“, erklärt der Apotheker. „Damit ist der Lagerbestand nie genau bekannt.“ Das sollte sich schleunigst ändern.„Das Team muss sich zwar sowohl auf den neuen Chef einstellen als auch mit einer neuen EDV warm werden“, so Lux. „Aber ich mache mir keine Sorgen. Bisher machen sie das toll.“
Der 30-Jährige hat in Düsseldorf Pharmazie studiert und anschließend fünf Jahre Berufserfahrung gesammelt. Berufsbegleitend absolvierte er ein MBA-Studium, um sich auf die Führung einer eigenen Apotheke vorzubereiten. Vor drei Jahren hat es den Apotheker aus privaten Gründen nach Bochum verschlagen. Seitdem schaute er sich im Umland nach einer Apotheke um, die er übernehmen könnte. „Das war mir sehr wichtig, dass es sich um keine städtische Apotheke handelt“, erklärt Lux. „Ich möchte die Menschen über Jahre begleiten.“
Dass Elmar Rüttershoff für seine Turm-Apotheke einen neuen Inhaber suchte, habe er von einem gemeinsamen Bekannten erfahren. Vor allem die Lage der Apotheke habe ihn sofort überzeugt. In einem Vorort, aber doch zentral an der Haupteinkaufstraße gelegen, nur eine Viertel Stunde mit dem Fahrrad von Lux' Zuhause: „Innerlich habe ich mich zügig festgelegt“, so der Apotheker. „Der Übergang verlief sehr gut“, sind er und sein Vorgänger sich einig. „Und das, obwohl es viel zu klären gab, mehr, als ich erwartet habe“, sagt Lux.
Mit 68 Jahren geht Rüttershoff in den Ruhestand. 37 Jahre lang hat ihm die Lindener Apotheke gehört. Der Pharmazeut war ebenfalls 30 Jahre alt, als er sie übernommen hat. „Wir haben hier zu dritt begonnen“, erzählte er der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Inzwischen arbeiten rund 20 Personen in der Turm-Apotheke, etwa die Hälfte in Teilzeit.
Auch räumlich hat sich die Apotheke seitdem deutlich vergrößert. Während vor knapp 40 Jahren nur die unteren Räumlichkeiten zur Apotheke gehört haben, nimmt sie mittlerweile auch noch die frühere Wohnung im Obergeschoss ein. Dort befindet sich unter anderem das Labor, in dem zum Beispiel Tees, Salben und Lösungen hergestellt werden. „Dabei handelt es sich häufig noch um Traditionsrezepte“, berichtete Rüttershoff.
Neben aller Tradition wird es allerdings mit dem neuen Inhaber einige Veränderungen geben. Zusätzlich zum neuen EDV-System ließ Lux einen vierten HV-Tisch installieren. So soll vermieden werden, dass sich zu Stoßzeiten Warteschlangen bilden. Doch das soll erst der Anfang sein. Der Apotheker will schon bald das Lager ausbauen, um die Lieferfähigkeit zu erhöhen. „Unsere Eigenkosmetiklinie, von der ich überzeugt bin, soll gestärkt werden“, erzählt Lux von seinen Plänen. Außerdem soll der Bereich Mutter-Kind stärker im Fokus stehen. Das alles müsse allerdings noch etwas warten, so der Apotheker. „Erst muss der ganze organisatorische Kram erledigt werden und Alltag einkehren.“