Eine Apothekerin in Norddeutschland bietet neuerdings Tupper-Parties an. Mit Wissen und Segen des Pharmazierates. Was man im Notdienst sonst noch veranstalten kann? Ideen für die Nutzung der nächtlichen Offizin gibt es ausreichend.
Die Immobilie ist da, schade eigentlich, dass so eine Offizin abends geschlossen wird. Das muss doch wirklich nicht sein. Noch jemand ohne Salat-Karussel, Hängelöffel oder Königskuchenbehälter? Die Apothekerin, die gern anonym bleiben möchte, veranstaltet seit einiger Zeit Tupper-Parties. Gern zu Hause, aber weil der nächste Termin auf ihren Nachtdienst fiel, lud sie kurzerhand in die Offizin ein. Wir stellen uns das so vor: Es gibt Prosecco zum Aufwärmen und der Lockerheit (des Haushaltsgeldes) wegen. Hausmänner und -frauen tauschen die besten Tipps der Tupper-Szene aus.
Es klingelt. Mist. Ein Patient braucht dringend eine Salbe. Kann der nicht tagsüber kommen? Jetzt wird die Gastgeberin völlig aus dem Smalltalk herausgerissen. Als sie zu ihren Gästen zurückkehrt, ist sie ein bisschen übellaunig. Schließlich will sie hier nicht nur Freunde bewirten, sondern auch ein bisschen Zusatzgeld verdienen. Als Pharmazeut muss man heutzutage sehen, wo man bleibt. Apothekerpreise gibt es bei Tupperware natürlich nicht, hier ist alles ein Schnäppchen.
Weitere Geschäftsideen gefällig? Voilà. Andere glänzen online, wenn sie im Hochsommer ein Spiegelei auf ihrer Motorhaube braten. So yesterday! Besser laden Sie zum „Labor-Cooking“. Kaum zu glauben, was man mit so einem kleinen Bunsenbrenner alles köcheln kann. Beginnen Sie mit einem Süppchen. Im Fortgeschrittenenkurs können Sie mit Crème brulée glänzen.
In der Adventszeit stellen Sie mit Ihren Kunden beziehungsweise zahlenden Kursteilnehmern Punsch around the world her. Ein Heidenspaß! Sie müssen nur zusehen, dass Sie im Morgengrauen alle wieder aus der Offizin bekommen. Auch hübsch: Eine Offizin-Pyjama-Party. Wenn Ihnen der Trubel zu viel wird und im Nachtdienst wenig los ist, können Sie sich unbemerkt ein bisschen hinlegen. Beinahe schon ein Klassiker ist es, die Apotheke für Dreharbeiten zur Verfügung zu stellen.
Natürlich gibt es auch richtig sinnvolle Abend-Seminare, bei denen Apotheker und PTA mit ihrem Wissen glänzen können. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Wickelkurs für junge Väter? Die Mütter werden es Ihnen danken, weil sie auf diese Weise zu einem freien Abend kommen, der Papa bringt schließlich das Baby mit. En passant können Sie für alles Werbung machen, das der Markt an Kinderprodukten hergibt. Der Effekt in Sachen Kundenbindung ist kolossal.
Welches Schicksal teilen Apotheker im Nachtdienst mit Millionen Bürgern? Sie sind schlaflos. Die einen freiwillig, die anderen unfreiwillig. Ab 23 Uhr ist die beste Zeit für eine kleine Werbeveranstaltung in Sachen Tiefschlaf. In Zeiten des Fachkräftemangels können viele Apothekenbesitzer nicht ruhig schlafen. Ein Seminar für Quereinsteiger hilft, das Problem langfristig zu lösen.
Laden Sie Interessierte in die Offizin ein, zeigen Sie die Schönheiten des Labors und wenn Kunden kommen, können die Apotheker von morgen zuhören. Nur noch ein Studium angehängt und schon in wenigen Jahren können Sie den Notdienst an den neuen Mitarbeiter verteilen.
Als Einsteiger-Übung können sich Apotheker zum Beispiel den Kollegen Fritz Rossbach aus der Engel-Apotheke im mittelhessischen Laubach zum Vorbild nehmen. Der lud gerade krimiaffine Kunden zu einer Lesung im Rahmen enes Krimifestivals. Der Berliner Autor Bernd Mannhardt las Kurzgeschichten aus dem Band „Du kommst mir gerade richtig“.
In einer geht es um Tragisches aus der Apotheke: Herr Lehmann bekommt während seines Notdienstes überraschend den Anruf eines Mannes, der Selbstmord begehen will. Der Grund: Nach dem Tod seiner Liebsten vor zehn Jahren verfiel er in Depressionen, nun möchte er wissen, wie man vorgehen muss, um sich mit Valium zuverlässig das Leben zu nehmen. Im Zuge des Gesprächs stellt sich heraus, wer die Liebste war: Liesbeth, ein Dackel.
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