Trüber Winter – trotzdem kein Vitamin D APOTHEKE ADHOC/dpa, 01.02.2018 09:49 Uhr
So trüb, wie sich der Winter in diesem Jahr präsentiert, fragt sich manch einer, ob sein Körper genügend Vitamin D produziert. Denn dafür ist Sonnenstrahlung nötig. Die gute Nachricht ist: Der Körper bereitet sich auf die Monate mit wenig Sonne vor.
Im trüben deutschen Winter kommt die Sonne nur selten zum Vorschein – die Einnahme von Vitamin-D-Tabletten ist in der Regel dennoch unnötig. Darauf weist Dr. Hans Michael Mühlenfeld vom Deutschen Hausärzteverband hin. Es sei generell ratsam, möglichst täglich an der frischen Luft spazieren zu gehen – auch wenn der Himmel wolkenverhangen sei. „Gerade im Winter sollte man Zeit draußen ganz bewusst einplanen“, rät der Hausarzt aus Bremen. Das hebt nicht nur die Stimmung und wirkt einem Winterblues entgegen, es stärkt auch Muskeln und Knochen.
Weil die Sonneneinstrahlung im Winter so gering ist, speichert der Körper Vitamin D im Fett- und Muskelgewebe sowie in der Leber. Die Speicher werden im Laufe des Winters geleert und müssen dann ab dem Frühjahr wieder aufgefüllt werden. Wer zusätzlich etwas für seinen Vitamin-D-Haushalt tun möchte, sollte sich ausgewogen mit frischen Lebensmitteln ernähren, rät Mühlenfeld. Natürliches Vitamin D liefern zum Beispiel fetter Fisch wie Hering oder Lachs, Eigelb oder Innereien wie Rinderleber, erläutert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Ein bedenklicher Vitamin-D-Mangel sei in Deutschland eher die Ausnahme, betont der Arzt. Etwa bei bestimmten Stoffwechselerkrankungen, Osteoporose oder wenn jemand den ganzen Tag voll verschleiert ist, sei es sinnvoll, in Absprache mit dem Arzt zusätzliches Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Säuglinge bekommen im Rahmen der kinderärztlichen Versorgung über einen entsprechenden Zeitraum Vitamin D zur Rachitisprophylaxe verschrieben.
Mühlenfeld stimmt mit seiner Einschätzung mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) überein. Die Experten halten Supplemente für überflüssig. Eine zusätzliche Zufuhr von Vitamin D werde nur empfohlen, wenn eine unzureichende Versorgung auch nachgewiesen wurde und sich der Bedarf nicht durch die Nahrung und die körpereigene Produktion decken lasse. Liegt der Vitamin D-Wert unter 20 ng/ml, spricht man von einem Mangel. Unterhalb von 30 ng/ml spricht man von einer nicht mehr optimalen Versorgung. Werte über 30 ng/ml sind „sonnige“ Werte und belegen einen optimalen Vitamin D-Spiegel. Laut Robert Koch Institut (RKI) erreichten 2014 etwa 60 Prozent der Bevölkerung diesen Wert nicht. Als unterversorgt werden laut BfR lediglich chronisch kranke, mobilitätseingeschränkte und pflegebedürftige Menschen sowie Personen mit dunkler Hautfarbe eingestuft.
Vor Kurzem hatte das BfR neue Empfehlungen zu Höchstengen in Nahrungsergänzungsmitteln bekanntgegeben. Für das Sonnenvitamin wurde der Höchstmengenvorschlag von bisher 5 µg auf 20 µg erhöht. Präparate mit höheren Tagesdosen, müssten als Arzneimittel angesehen werden. Die Experten warnen sogar vor überhöhten Dosierungen, die zu Nierensteinen und Nierenerkrankungen führen können.
Vitamin D unterstützt die Knochen in der Aufnahme von Calcium und Phosphat und sorgt somit für gesunde starken Knochen und wirkt einer Osteoporose entgegen. D3 hemmt die Bildung des Parathormons, das den Knochenabbau fördert. Eine hohe Knochendichte senkt das Frakturrisiko. Das Multitalent verbessert das Zusammenspiel zwischen Muskulatur und Nerven. Ist die Muskelkraft hoch, können Patienten von einem besseren Gleichgewicht und stärkerer Beinkraft profitieren, sodass weniger Stürze zu erwarten sind. Vor allem bei Osteoporose-Patienten über 70 Jahren wird D3 zur Sturzprophylaxe eingesetzt. Auch für das Herz-Kreislauf-System ist das Vitamin wichtig, so können der Blutdruck besser reguliert werden und das Risiko von Herzinfarkt oder Schlaganfall gesenkt werden.