Tropenkrankheiten

Reisekrankheiten vermeiden

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Berlin -

Feine Sandstrände, türkisblaues Wasser, Regenwälder – mehr als fünfeinhalb Millionen Deutsche reisten 2015 in exotische Länder. Doch so paradiesisch die Tropen auch sind: Dort lauern zahlreiche Krankheiten.

So ein Souvenir wünscht sich kein Urlauber: Malaria, Hepatitis oder eine Magen-Darm-Erkrankung. In vielen exotischen Reiseländern – vor allem in den Tropen – ist die Gefahr einer Ansteckung aber groß. „Der Begriff Tropenkrankheit ist missverständlich“, sagt Prof. Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Tropenkrankheiten haben weniger mit den Temperaturen zu tun als mit der Tatsache, dass die hygienischen Bedingungen in vielen tropischen Ländern schlechter sind - das begünstigt die Verbreitung von Krankheitserregern. Wie können sich Reisende am besten schützen?

Mücken auf dem Vormarsch

„Die Mücke ist das gefährlichste Raubtier der Welt“, sagt Prof. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin. „Nicht einmal Menschen bringen so viele Menschen um wie Mücken.“ Das Problem sind dabei weniger die Insekten selbst, sondern vielmehr die Krankheitserreger, die sie übertragen. Besonders stark breiten sich derzeit die Asiatische und die Ägyptische Tigermücke aus. „Diese Mückenarten haben sich gut an ihre Umgebung angepasst“, sagt Jelinek. „Sie brüten in Städten, Abwässern oder auf Mülldeponien und verbreiten sich daher gerade in Ballungsgebieten.“

Die Tigermücken übertragen hauptsächlich drei Krankheiten: Zika, Chikungunya und Dengue. Alle drei Krankheiten werden von Viren verursacht und kommen vor allem in Asien, Afrika sowie in Süd- und Mittelamerika vor. Sie gehen einher mit Fieber, Hautausschlag, Muskel- und Gelenkschmerzen. Im Extremfall kann es auch zu schweren Blutungen kommen, und das Zika-Virus kann Föten schädigen. Die Mücken machen dabei keinen Unterschied zwischen Einheimischen und Touristen: „Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland beispielsweise 722 importierte Dengue-Fälle. Drei Viertel hatten sich in Asien infiziert“, sagt Prof. Klaus Stark, Leiter des Fachgebietes Tropische Infektionen am Robert Koch-Institut (RKI). „Ich gehe allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus, denn nicht jeder Betroffene geht zum Arzt, und nicht jeder Fall wird diagnostiziert“, sagt Stark.

Malaria auf dem Rückzug

Die wohl wichtigste von Mücken übertragene Krankheit – Malaria – konnte dagegen eingedämmt werden. Das sei einerseits das Ergebnis von erfolgreichen Bekämpfungsprogrammen, sagt Tropenmediziner Jelinek. „Andererseits ist diese Entwicklung auf die zunehmende Wasserverschmutzung zurückzuführen. Denn im Gegensatz zur Tigermücke braucht die malariaübertragende Anophelesmücke sauberes Wasser zum Brüten.“ In vielen Ländern Südostasiens und Südamerikas sei das Risiko, an Malaria zu erkranken, demnach deutlich gesunken, sagt Jelinek. In Thailand liege es beispielsweise nur noch bei eins zu 400.000. Am höchsten ist das Risiko noch in Afrika südlich der Sahara und in Papua-Neuguinea. Allerdings: Eine Entwarnung ist das noch lange nicht: „Trotz des Rückgangs und wirksamer Malariamedikamente zur Vorbeugung verzeichnete das Robert Koch-Institut auch im vergangenen Jahr noch mehrere 100 Infektionsfälle bei deutschen Reisenden“, sagt Forscher Klaus Stark.

Mückenschutz rund um die Uhr

Eines der größten Probleme bei von Mücken übertragenen Krankheiten ist, dass es häufig keine Impfungen gibt. Somit ist der Schutz vor Mücken oft der einzig wirksame Schutz vor Krankheiten. Und da es sowohl nachtaktive Mücken (wie die Anophelesmücke) gibt als auch tagaktive Arten (wie die Tigermücken), sollte man rund um die Uhr auf der Hut sein. Besonders wirksam sind sogenannte Repellentien mit dem Wirkstoff DEET, kurz für Diethyltoluamid, sagt Virologe Schmidt-Chanasit. Mit diesem Mittel sollte man nicht nur seine Haut behandeln, sondern auch die Kleidung. Weil die Wirkung der Repellentien nach einigen Stunden nachlässt, sind nachts außerdem Moskitonetze sinnvoll. Klimaanlagen und Wind mögen Mücken nicht besonders, am Meer und in klimatisierten Räumen ist man also verhältnismäßig gut geschützt.

Achtung Essen!

Doch die größte Gefahr für Touristen lauert an ganz anderer Stelle: „Risikofaktor Nummer eins ist das Essen“, sagt Virologe Schmidt-Chanasit. Hepatitis A, laut RKI-Forscher Stark noch immer eine wichtige Reiseerkrankung, kann so übertragen werden. Vor allem sind es aber Magen-Darm-Infekte, die den Touristen den Urlaub vermiesen. „Bei Indienreisen gibt es eine etwa 80-prozentige Chance, an Durchfall zu erkranken, ähnlich ist es bei Nilkreuzfahrten», sagt Jelinek. Beim Essen gelte der alte Reisemedizinerspruch: „Koch es, schäl es oder vergiss es.“

Doch auch erhöhte Achtsamkeit könne einen nicht immer schützen, denn oft sei das Essen selbst gar nicht das Problem – beispielsweise wenn das Geschirr mit schmutzigem Wasser abgewaschen wurde. Für Schmidt-Chanasit ist daher die wichtigste Verhaltensregel: nachdenken und vorausschauend handeln! „Reisende sollten sich klarmachen, dass die Bedingungen in vielen Ländern ganz anders sind. Auch die Infrastruktur ist oft viel schlechter.“ Das bedeutet: Wenn etwas passiert, kann das schlimme Folgen haben.

Information ist alles

Als Faustregel gilt: Je stärker man sich dem Land und seinen Bedingungen aussetzt, desto höher ist das Risiko zu erkranken. „Eine Rucksackreise unter einfachsten Bedingungen ist wesentlich riskanter als ein Urlaub im klimatisierten Hotel“, sagt Tropenmediziner Jelinek. Doch egal, ob Reise in den Urwald oder ins Fünf-Sterne-Hotel: „Jeder, der in die Tropen fährt, sollte unbedingt zur reisemedizinischen Beratung“, sagt Schmidt-Chanasit. Allgemeine Tipps seien nur bedingt hilfreich. „Nur bei einer reisemedizinischen Beratung kann man individuell auf den Reisenden eingehen und abklären, welche Impfungen und Medikamente er braucht und welche Verhaltensregeln er beachten sollte.“

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