Mit einem üblen Trick haben drei Männer aus der Sonnen-Apotheke von Inhaberin Barbara Scholz-Wittig Bargeld gestohlen. Einer der Männer spielte einen Behinderten und gelangte so in die hinteren Räume der Offizin. Obwohl ihn die Apothekenmitarbeiter im Auge behielten, schaffte er es, aus einem Schrank die Wechselgeldkasse zu entnehmen. Trotz Verfolgung gelang den drei Dieben die Flucht.
Am Donnerstag gegen 16.30 Uhr betraten die Männer den Verkaufsraum der Apotheke im bayerischen Au in der Hallertau. Einer der Männer klagte über Rückenschmerzen und ließ sich zu Wärmepflastern beraten. So lenkte er einen Mitarbeiter ab. Einer der drei spielte überzeugend einen spastisch Gelähmten, der sich scheinbar aus Angst in die hinteren Räume der Apotheke zurückzog. Der dritte Mann beruhigte das Apothekenteam: „Der ist harmlos! Ich hole ihn da heraus!“ Mit den Worten betrat auch er die Hinterräume.
Der vermeintlich Behinderte zog sich in das Büro der Apotheke zurück. „Wir haben ihn die ganze Zeit beobachtet“, sagt Apotheker Christian Schweiger. Dennoch gelang es dem Mann, die Büroschränke einen Spalt weit zu öffnen. Er fand die Wechselgeldkasse, in der sich 500 Euro befanden. Der Komplize lotste den Behinderten wieder in den Verkaufsraum. Alle drei verließen daraufhin die Apotheke, ohne etwas gekauft zu haben. Das alles habe nicht länger als zehn Minuten gedauert. „Bis zu dem Moment waren es normale Kunden für uns“, so Schweiger.
Er ging daraufhin in die hinteren Räume. „Ich sah sofort, dass ein definitiv vorher geschlossener Schrank offen stand“, berichtet Schweiger. Er verfolgte die drei Männer zu einem grauen Renault Clio mit italienischem Kennzeichen, riss noch die Autotür auf – aber die Betrüger gaben Gas und konnten fliehen.
Ein Zeuge hatte sich das Nummernschild merken können und nannte es der Polizei. „Mal sehen, was die Ermittlungen ergeben“, sagt Schweiger. Nach dem Vorfall arbeitete er heute wieder in der Apotheke. „Wir wurden von den Trickbetrügern ja zum Glück nicht bedroht, es ist vielmehr ärgerlich“, sagt er. Die Sicherheitsmaßnahmen der Apotheken sollen nun verstärkt werden.
Schweiger hält die Männer für eine professionelle Verbrecherbande: „Der eine hat so gut geschauspielert, das macht der öfter“, vermutet er. Ob die drei, wie das Autokennzeichen vermuten lässt, aus Italien stammten, könne er nicht sicher sagen. „Sie sprachen nur gebrochenes Deutsch mit Akzent, aber ich hätte eher auf ein Land im Südosten Europas getippt.“
Nur gut eine halbe Stunde vor dem Diebstahl waren die drei in der Freisinger Filiale der Sonnen-Apotheke gewesen. „Dort haben sie genau das Gleiche versucht: Einer ließ sich zu Thermopflastern beraten, die anderen versuchten, in die hinteren Räume zu gelangen“, so Schweiger. Dort blieben sie allerdings erfolglos, da sie nicht den richtigen Raum fanden.
Der Polizei seien keine weiteren Fälle bekannt, so Schweiger. Das Team hätte nach dem Betrug andere Apotheken der Region informiert; auch dort waren die drei nicht aufgetaucht. „Vielleicht sind sie vorsichtig geworden, nachdem sie hier schon fast geschnappt worden wären“, vermutet er.
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