Trickbetrüger flieht: Chefin klammert sich an Motorhaube Carolin Ciulli, 12.06.2024 14:53 Uhr
Eine Szene wie aus einem Actionfilm hat Anke Murlat live erlebt. Die Inhaberin der Alten Markt Apotheke in Dorsten wurde Opfer eines Trickbetrugs. Weil sie sich so über den Diebstahl ärgerte, verfolgte sie den Täter und hielt sich am fahrenden Auto fest – mit Erfolg.
Murlat führt die Apotheke seit 14 Jahren. Was sie nicht leiden kann, sind Betrüger. „Ich passe immer so auf“, sagt sie. Am Dienstagnachmittag erwischte sie es letztlich doch: Ein Trickbetrüger schaffte es, sie mit der Frage nach einem Glas Wasser abzulenken und das Wechselgeld zu stehlen.
Der Mann flüchtete daraufhin aus der Apotheke. „Ich rief noch, dass er geklaut hat, und rannte hinterher“, sagt die 62-Jährige. „Ich war so wütend und voller Adrenalin, das war ein typischer Wechseltrick.“ Sie folgte dem Mann bis zu seinem Wagen und stellte sich vor das Auto. „Ich hätte niemals erwartet, dass er losfahren würde. Er wäre über mich drübergefahren.“ Ihr sei nichts anderes übriggeblieben, als sich an der Motorhaube festzuklammern.
Apothekendieb gibt Geld zurück
Der Betrüger stoppte nicht, sondern fuhr – beladen mit der Apothekerin – um einige Ecken. Etwa 500 Meter weit sei die Fahrt gegangen, schätzt Murlat. Der Mann sei in Begleitung einer Frau gewesen, die die Apothekerin geschockt angesehen habe. Die Apothekerin vermutet, dass die Komplizin den Mann zum Stopp gebracht habe. „Er hat mich gefragt, was ich von ihm will. Ich habe ihm gesagt, dass er mir Geld gestohlen hat. Dann wollte er mir 50 Euro geben, ich habe aber gesagt, dass es 100 Euro waren.“
Von der Courage der Inhaberin offenbar geschockt, gab der Dieb die 100 Euro zurück. „Wenn ich beklaut werde, werde ich zum Tier“, sagt Murlat. Zwischenzeitlich habe die Tochter der Apothekerin die Polizei alarmiert, die zur Apotheke gefahren war.
Das Kennzeichen ist bekannt und der Täter werde derzeit gesucht, sagt eine Polizeisprecherin. Sie rät dringend davon ab, sich bei Diebstählen selbst in Gefahr zu bringen. „Es war eine brenzlige und gefährliche Situation, die übel hätte ausgehen können.“