Auch PKA-Azubi unter Verdacht

Tresor geleert: Ex-Praktikant bricht bei Inhaberin ein

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Berlin -

Die Ausbildung liegt Elisabeth Meierhofer am Herzen – doch im vergangenen Jahr wurde ihr Vertrauen in den Nachwuchs missbraucht. Ein ehemaliger Praktikant brach in ihre Stern Apotheke im bayerischen Regenstauf ein. Ein Jahr später landete der Fall vor Gericht, auch ihr ehemaliger PKA-Auszubildender musste sich wegen des Verdachts der Beihilfe in dem Fall verteidigen.  

Im März 2024 sah der Noweda-Fahrer bei seiner Nachttour die eingeschlagene Fensterscheibe der Stern Apotheke als Erster. Er verständigte die Polizei, die wiederum Meierhofer weckte. „Ich bin mit meinem Mann in die Apotheke und wir haben zuerst nicht gesehen, dass etwas gestohlen wurde.“ Auf Drängen der Polizei schaute die Inhaberin letztlich in den Tresor und stellte geschockt fest, dass dieser ausgeräumt war.

Allerdings habe es keine Einbruchspuren daran gegeben. Da er nur mit einem Trick geöffnet werden konnte, reifte bei Meierhofer schnell ein erschreckender Verdacht: „Ich dachte, das muss jemand gewesen sein, der den Tresor schon mal aufgesperrt hat und wusste, wo der Schlüssel ist.“

Die Apothekerin erinnerte sich, dass die Berufsschule zuvor angefragt hatte, ob es Auffälligkeiten bei ihrem PKA-Auszubildenden in Richtung Alkohol- oder Drogenkonsum gebe. „Ich wäre nicht darauf gekommen, wenn ich diesen Anruf nicht erhalten hätte.“

Schuhabdruck überführt Einbrecher

Ein Hinweis brachte die Kriminalpolizei auf einen 23 Jahre alten Tatverdächtigen, der kurz darauf besucht wurde. Tatsächlich konnte die Polizei so wenige Stunden nach der Tat ihren Verdacht erhärten. Denn am Tatort hatten die Ermittler Schuhabdrücke gefunden; ein Beamter habe die Schuhe der Anwesenden in der Wohnung begutachtet und bei einem Freund des Tatverdächtigen passendes Schuhwerk zur gesicherten Schuhspur erkannt. Bei dem Mann zu Hause habe dieser mit einem anderen Tatverdächtigen eingeräumt, in die Apotheke eingebrochen zu sein.

Bei der Wohnungsdurchsuchung sei das Diebesgut gefunden worden. Aus dem Tresor wurden unter anderem die Tageseinnahmen in Höhe von 2600 Euro gestohlen. „In der Tageskasse kann auch mehr sein, wenn man nicht jeden Tag zur Bank geht“, sagt die Inhaberin. Zudem fehlten auch das Betäubungsmittel Medikinet (Methylphenidat) sowie Hydromorphon, das der Apotheke von einem Pflegeheim zur Vernichtung übergeben worden war.

Ihrem PKA-Azubi, der kurz vor der Abschlussprüfung stand, kündigte sie fristlos. „Damals war er schon mehrere Wochen krank.“ Er sei ein intelligenter junger Mann, der am Anfang auf einem „richtig guten Weg gewesen war“, sagt sie rückblickend. Doch zuletzt habe er sehr viele Fehltage gehabt und „absurde“ Ausreden vorgetragen.

Sein Freund, der Tatverdächtige, habe 2023 auf seine Empfehlung ein 14-tägiges Praktikum in der Apotheke absolviert, doch Meierhofer konnte laut eigenen Angaben keine Eignung für den PKA-Beruf bei ihm feststellen.

Jugendarrest von vier Wochen

Die beiden Männer mussten sich am vergangenen Mittwoch vor dem Amtsgericht Schwandorf wegen besonders schweren Diebstahls behaupten. Letztlich konnte dem ehemaligen Azubi keine Beihilfe nachgewiesen werden. Der Hauptverdächige wurde dem Gericht zufolge wegen Diebstahls mit Waffen in Tateinheit mit Sachbeschädigung in Tateinheit mit unerlaubtem Verschaffen von Betäubungsmitteln schuldig gesprochen.

„Da er zur Tatzeit 20 Jahre alt und damit noch Heranwachsender im Sinne des Jugendgerichtsgesetzes gewesen war, erfolgte die Ahndung nach Jugendstrafrecht. Er wurde deshalb zu einem Jugendarrest von vier Wochen verurteilt“, sagt ein Gerichtssprecher. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Apothekerin vor Arbeitsgericht

Die Inhaberin musste sich nach dem Vorfall noch vor dem Arbeitsgericht erklären, da der Auszubildende die Kündigung angefochten hatte. Letztlich habe man sich einigen können, sagt sie. „Es wurde entschieden, dass ich ihm keine Ausbildung mehr schulde und er mir keine Arbeitsleistung.“ Er habe nach Rücksprache mit der Kammer auch die Abschlussprüfung ablegen können.

Rückblickend fühlte sich die Inhaberin von dem ehemaligen Angestellten „teilweise manipuliert“ – gerade mit Blick auf die Fehltage. „Ich habe ihn protegiert und versucht, ihn auf die richtige Bahn zu bringen. Man muss aufpassen, dass man von einer negativen Erfahrung nicht auf alle schließt. Es ist wichtig, Menschen eine zweite Chance zu geben und furchtbar, wenn diese nicht genutzt wird.“

Meierhofer schaut positiv in die Zukunft: „Ich habe die Apotheke seit 31 Jahren und immer ein bis zwei Auszubildende, auch jetzt wieder.“ Dazu komme, dass ihr Team „top“ sei. Der finanzielle Schaden habe sich in Grenzen gehalten. Bis auf 600 Euro habe sie alles zurückbekommen und die Versicherung habe das kaputte Fenster erstattet. „Ich habe danach in neue Sicherheitsmaßnahmen investiert und für den Tresorschlüssel jetzt einen Tresorschlüsseltresor.“

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