Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau. In Apotheken ist diese Binsenweisheit nur fast richtig. Viele Inhaberinnen werden im Hintergrund von ihren Männern unterstützt. Sie profitieren vom betriebswirtschaftlichen und handwerklichen Geschick ihrer Partner. Das letzte Wort hat die Chefin, berichten zwei Gatten.
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Buchhalter, Materialeinkäufer, Hausmeister – das Stellenprofil von Bruno van Marwyk ist vielseitig. Der Ehemann von Marlies van Marwyk aus Wiesbaden ist ein Multitalent – und in der Apotheke seiner Frau angestellt. Seit der Übernahme der Franken-Apotheke unterstützt er seine Gattin in vielen Belangen. Der 58-Jährige leitet das Marketing, ist für die Werbung und soziale Medien sowie die EDV verantwortlich und springt als Bote ein. „Das ist im Prinzip mein Traumjob“, sagt er.
Der gelernte Bankkaufmann und studierte Betriebswirt und Psychologe ist gern in der Vorstadtapotheke tätig. Van Marwyks Büro befindet sich über der Offizin. Gibt es ein Problem, ist er sofort zur Stelle. Angestellt ist er auf 400-Euro-Basis. Nach seiner Krebserkrankung wurde er frühzeitig in Rente geschickt. „Meine Frau und ich arbeiten gern zusammen“, sagt er. Seit 1977 sind sie ein Paar.
Die Zusammenarbeit sei harmonisch, aber nicht immer reibungslos, sagt er. „Sie ist die Inhaberin. Wenn wir unterschiedlicher Meinung sind, entscheidet im Zweifel sie.“ Daran habe er sich zunächst gewöhnen müssen. „Mir ging es am Anfang nicht so gut damit, dass ich nicht das gleiche Stimmrecht habe.“ Ein gesundes Selbstwertgefühl sei als Angestellter der eigenen Ehefrau besonders wichtig. Denn anders als Angestellte im Verkaufsraum erhalte er kein Dankeschön von Kunden. „Meine Arbeit geht im Alltag oft unter. Das nehme ich meiner Frau aber nicht übel. Ich habe große Bewunderung für das, was sie täglich stemmt.“
Eine Herausforderung als gemeinsam arbeitendes Paar sei, die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen, so van Marwyk. „In der Apotheke habe ich wenig Zeit, mit ihr zu sprechen, und kam hin und wieder zu Hause auf sie zu. Sie hat dann immer gesagt: ‚Wir sind jetzt privat‘“, erinnert er sich. Auch die Angestellten gingen mit Problemen zu Beginn häufig auf den Ehemann zu, statt direkt mit der Chefin zu sprechen. „Sie dachten, ich bin zugänglicher und das Anliegen kommt an die richtige Stelle.“
Mittlerweile haben sich die van Marwyks gut eingespielt. „Wir beide sind an der Selbstständigkeit meiner Frau gewachsen.“ Ein Betriebswirt im Hintergrund und die Pharmazeutin im HV sei die beste Kombination. „Für Apotheker ist es eine irre Herausforderung, einen Betrieb alleine zu stemmen.“ Bei der Ausbildung fehle der betriebswirtschaftliche Hintergrund. „Das kann einen überfordern.“
Von der Vorstadt-Apotheke mit insgesamt acht Mitarbeitern kann das Paar gut leben. „Als meine Frau sie übernommen hat, stand der Betrieb auf der Kippe“, erinnert sich van Marwyk. „Meine Frau hat Zeit, sich um ihre Kunden und die Abläufe in der Apotheke zu kümmern. Dadurch haben wir neue Kunden gewonnen.“ Für die Ehe sei die Kombination nicht immer einfach und ein man müsse beide Bereiche gut voneinander trennen.
Auch in der Alten Apotheke Groß-Zimmern arbeitet Inhaberin Daniela von Nida mit ihrem Mann zusammen. Die beiden kennen sich fünf Jahre, drei davon sind sie verheiratet. Sascha von Nida ist hauptberuflich bei einem Bauunternehmen angestellt. In der Apotheke ist er eine 400-Euro-Kraft. „Ich mache Reparaturen, Elektrik und hausmeisterähnliche Tätigkeiten nebenbei“, sagt der 36-Jährige. Auch Botendienste oder Praxisbesuche gehören zu seinen Aufgaben. „Langeweile kommt nie auf.“ Auf der Apotheken-Website wird er offiziell als „Apothekerinnen-Gatte“ vorgestellt, die „helfende Hand für alles Praktische“.
Von Nida genießt die Zeit mit seiner Frau. „Für mich ist es selbstverständlich, dass man seinen Partner unterstützt, wenn er selbstständig ist.“ Gerade in der Anfangsphase hätten sie oft am Wochenende gemeinsam in der Apotheke gearbeitet. „Ich habe immer gesagt, dann verbringen wir eben so Zeit miteinander.“ Bei verschiedenen Ansichten hat die Chefin das letzte Wort. „Meine Frau hat die Entscheidungsgewalt. Das ist für mich kein Problem. Ich kann nur beratend an ihrer Seite stehen.“
Für den Apothekenbetrieb habe die Zusammenarbeit laut von Nida positive Effekte. „Vieles kann auf dem kurzen Dienstweg abgearbeitet werden.“ Zudem schwimme man als Paar auf einer Wellenlänge und verstehe sich. „Mit mir kann sie ganz anders reden als mit einer Angestellten.“ Privates und berufliches trennt das Paar. „Wir können gut differenzieren.“
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