Transplantationsskandal

Organspende: Ermittlungen dauern an dpa, 27.12.2012 11:47 Uhr

Berlin - 

Weil ein Arzt seinen Patienten durch illegale Machenschaften bevorzugt

Spender-Lebern verschafft haben soll, geriet die Universitätsmedizin

Göttingen im Sommer in die Schlagzeilen. Die Ermittlungen gestalten

sich zäh. Die auf Korruptionsfälle spezialisierte Staatsanwaltschaft

Braunschweig wartet noch auf die Ergebnisse zweier

Untersuchungskommissionen. Ein Nachweis sei jedoch sehr schwer, wendet

die Deutsche Hospiz Stiftung ein.

Dem früheren Leiter der Göttinger Transplantationschirurgie wird vorgeworfen, mit Unterstützung eines weiteren Arztes in 23 Fällen medizinische Daten so manipuliert zu haben, dass seine Patienten bevorzugt Spender-Lebern erhielten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Juni wegen des Verdachts der Bestechlichkeit. Auch an seiner früheren Arbeitsstelle in Regensburg soll der Transplantationsmediziner in ähnliche Machenschaften verwickelt gewesen sein.

Die Experten hätten beim Abgleich der Daten zwar Auffälligkeiten entdeckt, sagt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Noch sei aber nicht klar, ob es sich tatsächlich um Manipulationen handele. Eine mit externen Fachleuten besetzte Kommission wurde von der Universitätsmedizin einberufen, die andere von der Bundesärztekammer (BÄK).

Angesichts der großen Fülle medizinischer Daten sei die Auswertung langwierig und die Bewertung der Ergebnisse kompliziert. Die Staatsanwaltschaft geht nach Angabe der Sprecherin derzeit davon aus, dass die Kommissionen Zwischenberichte bis zum Ende der ersten Quartals 2013 abgeben werden. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse werde ihre Behörde dann voraussichtlich ein eigenes Sachverständigengutachten in Auftrag geben.

Sollte es sich herausstellen, dass die inzwischen nicht mehr an der Göttinger Universitätsmedizin tätigen Ärzte tatsächlich medizinische Befunde manipuliert haben, müsse geklärt werden, ob dadurch tatsächlich Patienten bevorzugt Spender-Lebern erhalten hätten. Zudem sei dann zu prüfen, ob andere Patienten, die dann später oder gar keine Spenderorgane mehr erhalten haben, deshalb gestorben seien.

Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hatte im September auch die ursprünglich von der Staatsanwaltschaft Göttingen eingeleiteten Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen den Transplantationsmediziner übernommen.

Nach Meinung von Eugen Brysch, Vorstand der Deutsche Hospiz Stiftung, ist der Nachweis einer Täterschaft äußerst schwierig. Mit dem Strafrecht sei Manipulationen nicht entgegenzuwirken. „Das ist ein stumpfes Schwert“, sagte Brysch. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) habe nach Bekanntwerden der Organaffäre gleich angekündigt, hart durchgreifen zu wollen. „Das Strafrecht wirkt hier aber nicht.“ Es müsse am Transplantationsrecht gearbeitet werden.