Organspende-Skandal: Patienten haben nicht gezahlt dpa, 20.06.2013 08:13 Uhr
Bei den Ermittlungen im Organspende-Skandal am Uniklinikum Göttingen hat die Staatsanwaltschaft keine Beweise dafür gefunden, dass Patienten Geld für eine schnellere Transplantation gezahlt haben. Die Verfahren gegen rund ein Dutzend Betroffene seien eingestellt worden, sagte der Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft. Anklage erhoben wurde aber gegen den früheren Leiter der Göttinger Transplantationsmedizin.
Dem Mediziner wird versuchter Totschlag in elf Fällen und Körperverletzung mit Todesfolge in drei Fällen vorgeworfen. Der ursprüngliche Verdacht der Bestechlichkeit gegen den Mediziner habe sich nicht bestätigt, sagte der Sprecher.
Der Arzt soll falsche Patientendaten an die zentrale Vergabestelle für Spenderorgane weitergeleitet haben. Dadurch rutschten seine Patienten auf der Warteliste für Spenderorgane so weit nach oben, dass ihnen in kürzester Zeit ein Organ zugewiesen und transplantiert wurde. Warum der Mediziner dies tat, ist noch unklar.Es sei kein Geld geflossen, sagte der Sprecher. Möglicherweise sei aber Geltungssucht oder Eitelkeit ein Motiv des Arztes gewesen. Der 46-jährige frühere Chef der Göttinger Transplantationsmedizin sitzt seit Januar in Untersuchungshaft.
Die Ermittler gehen davon aus, dass wegen der Knappheit an Spenderorganen andere lebensbedrohlich erkrankte Menschen kein Organ erhielten und deshalb möglicherweise starben. Welcher Patient aufgrund welcher Falschmeldung möglicherweise starb, könne aber nicht genau zugeordnet werden. Deshalb wird dem Transplantationschirurgen nur versuchter Totschlag zur Last vorgeworfen.In drei weiteren Fällen soll der Arzt Lebern übertragen haben, obwohl medizinische Befunde gegen eine Transplantation sprachen. Die Patienten seien dann aufgrund der Operationen gestorben. Die Anklage sieht darin Körperverletzung mit Todesfolge.
Die Ermittlungen gegen vier weitere Ärzte aus dem Uniklinikum Göttingen sind noch nicht abgeschlossen. Gegen sie besteht der Verdacht, an den Handlungen des Chefs beteiligt gewesen zu sein.