ABDA verschläft Tag der Organspende APOTHEKE ADHOC/dpa, 05.06.2014 13:08 Uhr
Die ABDA hat dieses Jahr keine Aktion zum bundesweiten Tag der Organspende am Samstag geplant. Man habe die Mitgliedsorganisationen aber informiert, dass bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) wieder Plakate und Organspendeausweise mit dem Apotheken-A bestellt werden könnten. Die Nachfrage ist verhaltener als in früheren Jahren.
Laut BzgA wurde von den Kammern und Verbänden bislang etwas mehr als 130.000 Organspendeausweise mit dem Apotheken-A bestellt sowie 3000 Plakate. Bewerten wollte man dies bei der BzgA nicht.
In der Vergangenheit hatten die Apotheker das Thema jedoch stärker vorangetrieben: 2011 wurden auf Initiative der ABDA und der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) mehr als 7 Millionen Organspendeausweise an mehr als 10.000 teilnehmende Apotheken verteilt. Im vergangenen Jahr wurden immerhin noch 500.000 Ausweise mit dem Apothekenlogo produziert.
Derweil hat sich die Zahl der Organspender nach den Skandalen um Manipulationen bei der Vergabe noch nicht erholt – im Gegenteil. Nach dem bislang historischen Tief im Jahr 2013 ist sie in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres weiter gesunken. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) ging die Zahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,7 Prozent auf 287 zurück, die Zahl der gespendeten Organe blieb mit 1044 weitgehend stabil.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) rief zu einer stärkeren Spendenbereitschaft auf: „Jede Organspende kann Leben retten.“ Dagegen nimmt die Deutsche Stiftung Patientenschutz die Politik in die Verantwortung: „Statt klarer Therapie mit konsequenten Änderungen fällt den politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern nur Gesundbeten ein“, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Regierung und Bundestag müssten unter anderem Rechtssicherheit für die Schwerstkranken gewährleisten und die Konkurrenz unter den Transplantationszentren beenden.
Die meisten Menschen in Deutschland seien zu einer Organspende bereit, zitiert die DSO aus einer BZgA-Umfrage. Aber nur 28 Prozent hätten auch einen Organspendeausweis ausgefüllt. Nach DSO-Angaben stehen derzeit rund 11.000 Patienten auf der Warteliste für eine Organspende.
„Die Gründe für den Rückgang sind vielschichtig“, sagte DSO-Sprecherin Birgit Blome. „Sicher spielt immer noch die Verunsicherung durch die Manipulationen der Wartelisten an einigen Kliniken eine Rolle.“ Darüber hinaus gebe es möglicherweise aber auch andere Gründe wie die Strukturen der Krankenhäuser und die Anzahl der am Hirntod gestorbenen Patienten.
In Berlin wirbt die Senatsverwaltung für Gesundheit auf Monitoren in der U-Bahn für das Ausfüllen von Organspende-Ausweisen. „Guten Tag, Fahrgastkontrolle. Die Organspende-Ausweise bitte!“ – mit dieser Aufforderung beginnen fünf Werbespots.
Die Kampagne ist als Ergänzung zu den Informationen und Organspende-Ausweisen gedacht, die die Krankenkassen seit Ende 2012 an alle Mitglieder ab 16 Jahre schicken müssen. Sie läuft noch bis zum 14. Juni.
Die Barmer GEK weist darauf hin, dass es trotz Organspendeausweis zu Missverständnissen kommen kann:„Manche potenziellen Spender schließen in einer Patientenverfügung intensivmedizinische Behandlungen aus. Diese sind aber notwendig, um die Transplantationsfähigkeit der Organe zu erhalten“, so Barmer-Vize Dr. Christoph Straub. Organspendeausweis und Patientenverfügung sollten sich nicht widersprechen.