Hamburgs ältestes Geschäft sucht Apotheker Alexander Müller, 22.02.2015 09:03 Uhr
Die Oberdörffers Apotheke in Hamburg ist alt, sehr alt. Sie ist sogar das älteste noch bestehende Geschäft der Hansestadt. Doch im Juni droht der Apotheke die Schließung. Nach dem Tod der Inhaberin im vergangenen Jahr setzen die Erben einen Verwalter ein. Zur Zeit führt Apotheker Hendrik Hagemeister die Apotheke an der Hoheluftchaussee. Übernehmen will der 30-Jährige den Standort aber nicht – die Suche nach einem Nachfolger läuft fieberhaft.
Hagemeister hatte über fünf Ecken davon erfahren, dass die Apotheke kurzfristig ohne Leiter dastand. Er sprang im Mai vergangenen Jahres als Vertretung ein, um den Krankenhausaufenthalt der Inhaberin Marina Neugebauer zu überbrücken. Doch die Apothekerin verstarb überraschend, so dass Hagemeister als Verwalter blieb. Die Jahresfrist für diese Übergangsregelung endet am 14. Juni, auf Antrag vielleicht etwas später.
Hagemeister selbst kann nicht einspringen, weil er zusammen mit seinem Bruder im Sommer eine andere Apotheke im Hamburger Raum übernimmt. Die beiden kommen auch aus einer Apothekerfamilie in vierter Generation und haben Verständnis für Tradition: „Das macht einen schon stolz, an einem Stück Geschichte mitzuschreiben“, sagte der 30-Jährige.
Deshalb will er alles daran setzen, den Erben einen Nachfolger zu vermitteln. „Wenn die Apotheke schließen müsste, wäre das wirklich sehr schade“, sagt Hagemeister. Auch die sieben Mitarbeiter würden derzeit in der Luft hängen. An den Verhandlungen selbst wird er sich nicht beteiligen, sondern nur den Kontakt zu den Eigentümern herstellen.
Die Apotheke wurde 1531 am Großen Burstah in der heutigen Altstadt von der Familie Oberdörffers gegründet. Nach dem Hamburger Brand im Jahr 1842 zog die Apotheke auf die Hoheluftchaussee um. An dem heutigen Standort ist sie seit rund 30 Jahren. Zur 350-Jahrfeier der Handelskammer wurde die Apotheke als ältestes bestehendes Geschäft in der Hansestadt ermittelt.
Damals war die Oberdörffers Apotheke die einzige in der Hoheluftchaussee. Heute gibt es in unmittelbarer Nachbarschaft die Falken-Apotheke und die Hoheluft-Apotheke, jeweils rund 100 Meter entfernt. Auf der anderen Seite der Chaussee gibt es noch die La Vie Apotheke, zwei Straßen weiter die Manstein-Apotheke. Von den Kollegen vor Ort hat bislang keiner Interesse gezeigt, die alte Apotheke zu übernehmen.
Doch nach Berichten in den regionalen Medien hätten sich schon ein paar Interessenten gemeldet, berichtet Hagemeister. Auch wenn die Oberdörffers Apotheke zu den kleineren Apotheken zähle, habe der Standort auf jeden Fall Potenzial, wirbt der Apotheker.