2018 wurde die Asiatische Tigermücke erstmals in Hessen nachgewiesen. „Die zunehmende Verbreitung ist eine Folge des Klimawandels, die sich auch bei uns in Hessen bemerkbar macht“, sagt Anne Janz, Staatssekretärin im Landesgesundheitsministerium. Tatsächlich sei gerade im vergangenen Jahr die Zahl der hierzulande dokumentierten Tiere sprunghaft gestiegen, so Elisa Stickler vom Hessischen Landesamt für Gesundheit und Pflege (HLfGP). „Das hat vermutlich mit dem heißen Sommer zu tun.“
Stickler ist am Standort im mittelhessischen Dillenburg für das Monitoring der Tigermücken zuständig. Insgesamt wurden dort in der vergangenen Saison, die mit den warmen Monaten beginnt und bis Ende Oktober andauern kann, hessenweit exakt 4225 Exemplare dokumentiert. Der Schwerpunkt liegt demnach eher im Süden des Bundeslandes. Auch der Kreis Bergstraße lud gerade zu einer Informationsveranstaltung über das Insekt ein.
Aber wie gefährlich ist die Tigermücke? Eigentlich ist ihr Stich eher harmlos und führt wie bei anderen Mückenstichen auch zu Juckreiz und Schwellungen. Jedoch kann die Tigermücke Krankheitserreger wie das Dengue-, das Chikungunya- und das Zika-Virus übertragen.
Dazu müsse das Tier zunächst einen infizierten Menschen stechen, um bei konstant sommerlichen Temperaturen selbst Überträger werden zu können, erklärte Stickler. Das Risiko einer solchen Übertragung sei in Hessen bisher eher gering, da diese Erreger hier bislang nicht verbreitet seien. «In ganz Deutschland wurde bisher keine Übertragung von Krankheitserregern durch eine Asiatische Tigermücke bei einem Menschen dokumentiert», sagt die Expertin. Eine weitere Ausbreitung könne allerdings das Risiko für Krankheitsübertragungen erhöhen.
In Deutschland wurde die relativ kleine Mücke mit dem arttypischen weißen Streifen auf dem Rücken erstmals 2007 dokumentiert – und zwar in der Nähe der Grenze zur Schweiz. Vor fünf Jahren kam sie dann erstmals nachweislich nach Hessen. Laut dem HLfGP wurde die Mücke seitdem in den Landkreisen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau registriert sowie im Main-Kinzig-Kreis, Main-Taunus-Kreis, Rheingau-Taunus-Kreis und in den Stadtgebieten von Wiesbaden und Frankfurt.
Um eine weitere Ausbreitung des Insekts, das seine Eier in kleinen Wasserbecken ablegt, einzudämmen, ist es wichtig, die Brutstätten zu verhindern. So sollen unter anderem Wasseransammlungen in Blumentöpfen oder anderen Behältern vermieden und Regentonnen abgedeckt werden. „Werden Sie aktiv und helfen mit, die Ansiedelung der Tigermücke von vornherein zu verhindern“, sagt Staatssekretärin Janz. „Beseitigen Sie stehendes Wasser und unterstützen Sie das hessische Tigermücken-Monitoring.“
Wer eine Mücke, beispielsweise im heimischen Garten, entdeckt, sollte möglichst ein Foto an das HLfGP schicken. Auch eingefangene Exemplare können – nach Rücksprache und möglichst nicht zerquetscht – eingeschickt werden. Diese landen dann bei Stickler und ihrem Kollegen in Dillenburg. Im Labor prüfen sie, ob es sich tatsächlich um eine Tigermücke handelt. „Dann würden wir gegebenenfalls auf dem Grundstück vorbeikommen, nach verdächtigen Brutstätten schauen und womöglich Fallen aufstellen“, erklärt sie.
Auch das Gesundheitsamt der Stadt Wiesbaden bittet derzeit um Mithilfe. In der Landeshauptstadt geht die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) gemeinsam mit dem Gesundheitsamt und dem Umweltamt gegen die Asiatische Tigermücke vor. Die diesjährige Bekämpfung startet in diesen Tagen und dauert etwa bis Ende September. „Um Verbreitungsgebiete frühzeitig zu erkennen, sind Tigermücken-Verdachtsmeldungen aus der Bevölkerung sehr hilfreich“, teilte die Stadt mit.
Im Fokus stünden die Brutstätten der Tigermücke, also vor allem die Wasseransammlungen. Können diese nur schwer oder gar nicht vermieden werden, etwa in Hofgullys, „ist eine regelmäßige biologische Behandlung der Brutstätten notwendig“, hieß es. Hierzu werde ein Wirkstoff genutzt, der lediglich Mückenlarven abtöte, aber für andere Insektengruppen oder auch für Haustiere, Igel, Vögel und den Menschen völlig unbedenklich sei.
In der Kabs haben sich zahlreiche Kommunen in Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg zusammengeschlossen. „Wir können nicht die Hände in den Schoß legen und sagen: Über kurz oder lang wird die Mücke wegen des Klimawandels sowieso hier sein, sparen wir also Geld“, sagte unlängst Kabs-Direktor Dirk Reichle. Man müsse „ an breiter Front“ etwas tun.
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